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Montag, 11. Februar 2008
marcosolo, 11. Februar 2008 um 19:39:02 MEZBritische Medien - Was haben wir bloß falsch gemacht? Von Henning Hoff Nick Davies Abrechnung mit britischem Qualitätsjournalismus
„Flat Earth News“ heißt sein fast 400-seitiges Werk, das am Donnerstag in Großbritannien erschienen ist. „Ich war gezwungen, mir einzugestehen, dass ich in einer korrumpierten Profession arbeite“, lautet Davies’ Fazit. Er sehe in der Qualitätspresse – aber auch im Rundfunk – Nachrichten, die vom gleichen Kaliber seien wie die, dass die Erde eine Scheibe sei. Das liege vor allem daran, dass Redakteure und Reporter keine Zeit mehr für Recherchen hätten. Gefangen in „Nachrichtenfabriken“ Die Journalisten seien im „professionellen Käfig“ ihrer „Nachrichtenfabriken“ gefangen und zu „Churnalisten“ verkommen (nach „to churn out“: auswerfen). Sie schrieben Pressemitteilungen oder Agenturmeldungen nur noch schnell um, ohne selbst nachzuforschen. Dieser Zustand mache die Massenmedien äußerst anfällig für die Verbreitung von Falschmeldungen, irreführenden Legenden und Propaganda. Dass die Einflussnahme von Zeitungsbesitzern oder der Druck von Anzeigenkunden die Berichterstattung verfälschten, sei demgegenüber zu vernachlässigen. Davies nennt Zahlen. Eigens für „Flat Earth News“ prüfte das Medieninstitut der Universität von Cardiff im Frühjahr 2006 über zweitausend Berichte aus Großbritanniens seriösen Blättern „Daily Telegraph“, „The Times“, „The Guardian“ und „The Independent“ sowie der konservativen Boulevardzeitung „Daily Mail“. Sechzig Prozent bestanden ausschließlich oder hauptsächlich aus PR-Material oder Berichten von Nachrichtenagenturen, die aber nur bei zwei Prozent als Quelle angegeben worden waren. Weitere zwanzig Prozent der Artikel waren lediglich mit wenigen Informationen angereichert. Nur zwölf Prozent der Texte ließen auf eigene Recherchen schließen. Kommerzielle vor journalistischer Logik „Das Grundproblem ist, dass eine kommerzielle Logik die journalistische abgelöst hat“, sagt Davies, für den die Berichte über Saddam Husseins angebliche Massenvernichtungswaffen im Vorfeld des Irakkriegs den Anstoß für sein Buch gegeben hatten. „Als sich die ganze Geschichte als falsch herausstellte, zeigten die Medien nur mit dem Finger auf Regierung und Geheimdienste. Ich fand das irritierend. Warum war uns das passiert, was hatten wir falsch gemacht?“ „Flat Earth News“ ist zum großen Rundumschlag geraten, der längst nicht nur britische Medien trifft. Davies beschäftigt sich unter anderem mit den Geschichten über den „Millennium Bug“, mit dem löchrigen Netz der Nachrichtenagenturen, mit dem vom US-Militär in einer „Medienoperation“als Al-Qaida-Überterroristen aufgebauten Abu Musab al Zarqawi und mit der Praxis britischer Zeitungen, routinemäßig Privatdetektiven mit illegalen Aufträgen zu beschäftigen. Letzteres hat der britische Datenschutzbeauftragte Richard Thomas aufgedeckt, fast die ganze Presse ist darin verwickelt. Bei den meisten der ans Licht gekommenen Fälle geht es um nichts Brisantes, sondern darum, möglichst billig an kleine Klatschgeschichten zu kommen. Die Angegriffenen loben den Kritiker Davies trifft die britischen Medien in einem Moment, wo sich die Zeitungsindustrie trotz sinkender Auflagen und Millionenverlusten bei vielen Qualitätsblättern insgesamt breitbrüstig gibt, während einzelne Journalisten immer öfter zu selbstkritischer Reflexion neigen. Für viele ist die Reaktion von John Mullin typisch, der kürzlich die Leitung des nur noch als Rumpfblatt existierenden „Independent on Sunday“ übernahm. Davies’ Diagnose enthalte zwar „ein Körnchen Wahrheit“, urteilte Mullin, wischte die Kritik aber mit dem Verweis weg, britischer Journalismus sei „der beste der Welt“. Erste Besprechungen fallen dagegen überwiegend positiv aus, selbst in hart angegangenen Zeitungen wie dem liberalen Sonntagsblatt „The Observer“. Dem wirft Davies unter anderem politische Naivität und zu große Nähe zum Pressesprecher des ehemaligen Premierministers Tony Blair vor, so dass die Zeitung in der Vorphase des Irakkriegs zur Propagandapostille mutiert sei. „Ein schockierendes Buch und ein Aufruf zum Handeln“, schrieb Kolumnist Peter Oborne im konservativen Magazin „The Spectator“. Angesprochen fühlen müssen sich aber auch nichtbritische Medien, die die britische Presse mit Vorliebe als Selbstbedienungsladen nutzen. Er kennt die Diagnose, nicht die Therapie Ganz neu ist Davies’ Befund nicht. Die Briten leisten sich eine nicht einmal schlechte Medienberichterstattung. Aber dabei geht es, lässt man das Satire- und Enthüllungsblatt „Private Eye“ beiseite, selten ans Eingemachte. Was die Wirkung seines Buchs und die Zukunft des Journalismus angeht, ist Davies äußerst pessimistisch: „Ich fürchte, ich beschreibe nur den Tumor, der uns umbringt, ohne eine Therapie anbieten zu können.“ So bleibt die vage Hoffnung auf Selbstreinigungskräfte, doch die waren in der britischen Presse schon immer schwach ausgebildet. Bezeichnenderweise sorgte „Flat Earth News“ schon vor Wochen für Aufruhr, als bekannt wurde, dass der „Observer“-Chefredakteur Roger Alton aus dem Amt scheiden werde. Alan Rusbridger, Chef des „Guardian“ und Geschäftsführer der Guardian Media Group, zu der auch der „Observer“ gehört, habe Davies beauftragt, das Buch zu schreiben, um Alton loszuwerden, hieß es in einigen Zeitungen. „Das ist vollkommen falsch“, sagt Davies, der über die Ironie des Ganzen den Kopf schüttelt: „Da schreibe ich ein Buch über Unwahrheiten in den Medien, und das Erste, was darüber berichtet wird, ist genau das.“ Text: F.A.Z. ... Link you were looking at my daily reports: |
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