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Donnerstag, 17. April 2008

George Soros sieht kein Ende der Finanzkrise


Der Marktfundamentalismus der Ära Reagan/Thatcher sei schuld an der tiefen Krise. Dies sagt der bekannte Investor und Mäzen George Soros.

Was tun als Anleger oder als Immobilienbesitzer in diesen unsicheren Zeiten? «Sie müssen sehr vorsichtig oder sehr flink sein», empfiehlt George Soros. Der milliardenschwere Investor und Philanthrop ist derzeit auf Tournee, um vor der «schwersten Finanzkrise seit den Dreissigerjahren» zu warnen. Aber auch, um für sein neues Buch zu bewerben: «Das neue Paradigma für Finanzmärkte - die Kreditkrise und was sie bedeutet» soll im Mai in den Buchläden aufliegen. «Das Gesicht eines Propheten» hat die «New York Times» vor ein paar Tagen ein Porträt des 77-jährigen überschrieben.

Auch in Brüssel wird der Ungare mit amerikanischem Pass wie ein Prophet empfangen. Gastgeber ist eine der Denkfabriken in der EU-Hauptstadt, gekommen sind Diplomaten, EU-Beamte, Professoren, Mitarbeitende von Finanzinstituten. Sie alle hoffen auf Rezepte und wollen vor wissen, ob die Talsohle schon erreicht ist.

Soros sagt, er habe schon viele Krisen und Spekulationsblasen gesehen, doch jetzt habe man es mit einer «Superblase» zu tun und die am Platzen sei. Glaubt man dem Milliardär, gärt diese Blase schon seit Anfang der Achtzigerjahre. In der Amtszeit des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan und der britischen Premierministerin Margaret Thatcher sei mit dem «Marktfundamentalismus» der Nährboden für die Krise geschaffen worden.

Der Marktfundamentalismus gehe von der falschen Wahrnehmung aus, dass die Finanzmärkte ihre eigenen Exzesse automatisch selber korrigierten und immer ein Gleichgewicht anstrebten. Tatsächlich hätten die Finanzbehörden bei jeder Krise durchaus interveniert, mehr Geld ins System gepumpt und die heutige «Superblase» überhaupt erst möglich gemacht.

Für George Soros geht eine Ära zu Ende. Es reiche nicht, nur die Geldmenge zu regulieren. Nötig sei auch eine Form der Kreditkontrolle, die so kompliziert geworden seien, dass die Banken die Risiken nicht mehr richtig berechnen könnten.

Soros will keine Prognose abgeben, wann die Krise ausgestanden ist. Er rechnet damit, dass in den nächsten Monaten noch «viel Kapital vernichtet wird». Er gibt sich in Brüssel bescheiden und äussert seine Tipps gerne auch verklausuliert. Er habe die Krise viel früher erwartet, und am Anfang dieses Jahres sei er fälschlicherweise davon ausgegangen, es gehe bereits wieder bergauf. Manchmal gehe es ihm wie dem Jungen, der vor dem Wolf warne und dem beim dritten Mal niemand mehr glaube.

George Soros hat fast immer den richtigen Riecher gehabt. Eigentlich hatte er zuletzt die Zügel seines Investmentfonds abgegeben und sich ganz seiner Stiftung gewidmet, die in Osteuropa und Russland mit viel Geld Bürgergesellschaft und Demokratisierung unterstützt. Im letzten Jahr kehrte er jedoch zurück, warnte als erster vor einer Rezession in den USA, richtete die Strategie auf Abschwung aus und verdiente mit seinem Fonds 2,9 Milliarden Dollar.


 

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