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Samstag, 27. Oktober 2007

US-Skandalbehörde täuschte Pressekonferenz vor


Unechte Reporter, lammfromme Fragen - um ihr Image zu verbessern, hielt die US-Notfallbehörde Fema eine fiktive Pressekonferenz zu den Waldbränden in Kalifornien ab. Die Organisation ist seit ihrem Versagen während der Katrina-Katastrophe höchst umstritten.

Es waren erfreulich harmlose Fragen, mit denen sich Harvey Johnson konfrontiert sah. "Sind Sie zufrieden mit Femas Reaktion?", fragte ein Reporter den Vizechef der Federal Emergency Management Agency zur Brandkatastrophe. "Ja, ich bin sehr zufrieden", antwortete Johnson. Kritischer wurde es im Verlauf der am vergangenen Dienstag von der Fema in Washington anberaumten Pressekonferenz nicht - denn alle vermeintlichen Journalisten vor Ort waren in Wirklichkeit Fema-Mitarbeiter, wie die "Washington Post" jetzt herausfand.

Die Behörde hatte ihre Pressekonferenz zu den schweren Waldbränden in Kalifornien erst 15 Minuten vor Beginn angekündigt. Deshalb war es keinem einzigen Reporter möglich, bei der Veranstaltung präsent zu sein. Einige Journalisten ließen sich telefonisch zuschalten, konnten jedoch keine Fragen stellen.

Vor Ort waren neben Johnson lediglich Mitarbeiter der Fema anwesend. Die Pressekonferenz wurde von mehreren TV-Stationen übertragen. Die Behördenleute gaben sich zu keiner Zeit als Fema-Angestellte zu erkennen und stellten ihrem Vorgesetzten etliche lammfromme Fragen.

Die Fema war vor zwei Jahren während des Hurrikans Katrina in die Kritik geraten. Der Wirbelsturm hatte zu schweren Überschwemmungen in New Orleans geführt, Tausende Menschen mussten tagelang in der überfluteten Stadt nahe des Superdomes ausharren, ohne dass die Katastrophenschutzbehörde reagierte.

Halbherzige Entschuldigung

Johnson schrieb am Freitag in einem Beitrag für die "Washington Post": "Unser Ziel war es, die Information so schnell wie möglich zu verbreiten, dabei haben wir einen Fehler gemacht." Er wies jedoch darauf hin, wie hervorragend die Reaktion der Fema auf die Waldbrände gewesen sei.

Eine Sprecherin von Präsident George W. Bush sagte der "Los Angeles Times" (Samstagsausgabe): "Das ist keine Praxis, die wir hier im Weißen Haus anwenden würden." Sie sei sicher, die Fema werde ihren Fehler nicht wiederholen.

Deutlicher äußerte sich das US-Heimatschutzministerium, dem die Behörde unterstellt ist: "Das ist unentschuldbar, solche Aktionen werden nicht toleriert und dürfen sich nicht wiederholen."


 

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Freitag, 26. Oktober 2007

"Fox"-Biedermänner und Al Qaida-Brandtsifter.


by Mathias Broeckers

Wenn irgendwo eine Mülltonne brennt, stecken natürlich Al Qaida und der "Islamofaschismus" dahinter - an derlei Propaganda sind wir seit Jahren gewöhnt. Da kann es kaum überraschen, dass auch die Brände in Kalifornien nicht von ungefähr ausbrachen, auch mit der Dürre und dem Klimawandel hat das Feuer natürlich nichts zu tun, auch dass Feuerwehr und Zivilschutz nur dürftig besetzt sind, weil viele ihrer Männer im Irak den auswärtigen "Terror" bekämpfen müssen, ist kein Thema - denn die Biedermänner von "Fox News", des legitimen Nachfolgers der tönenden "Wochenschau", wissen wer die Brandstifter sind: Al Qaida.

Demnächst in diesem Theater:

Warum Osama in seiner Höhle die Teppichmesser ausgegangen sind und seine Räuber jetzt nur noch Streichhölzer dabei haben...


 

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Börse auf Speed


Von Karsten Stumm

Trotz Finanzkrise und Milliarden-Abschreibungen bei Banken: Die Börsenkurse steigen neuen Jahreshöchstständen entgegen. Möglich macht es die US-Notenbank, die schnell viel Liquidät in den Markt gab - eine gefährliche Medizin, wie die Geschichte der großen Börsencrashs.

Düsseldorf - Das nennt man Gelassenheit. An jenen Tagen, als die Bankengiganten UBS , Citigroup und Merrill Lynch erstmals seit Jahren Milliardenverluste bei Geldgeschäften eingestehen mussten, zeigte die Börse, was sie davon hielt: nichts. Die Kurse stiegen oder blieben stabil, der lang erwartete Einbruch blieb aus. Weder der New Yorker Leitindex Dow Jones Chart zeigen noch der deutsche Dax Chart zeigen haben in den vergangenen Wochen einen nachhaltigen Rücksetzer erleben müssen - trotz der vielen bedenklich gestimmten Anleger.

Das Frankfurter Barometer beispielsweise musste zwischen Mitte Juli und Mitte September zwar Verluste um mehrere hundert Indexpunkte hinnehmen, aber das Minus war alles andere als dramatisch: Der Dax büßte nachhaltig kaum mehr als zehn Prozent seines Rekordwertes von 8151 Punkten ein, den er am 16. Juni erreicht. Mittlerweile pirscht er sich schon wieder in die Nähe der magischen 8000-Punkte-Marke zurück.

Viele professionelle Analysten wollen deshalb nicht einmal von einer echten Korrektur sprechen. Im Gegenteil: Den Börsenprofis schwant, dass sie womöglich nicht am Rande eines gewaltigen Kurseinbruchs balancieren, sondern vor ein paar überraschend guten Börsenmonaten stehen könnten. Die hätten sie Amerikas Zentralbank zu verdanken. Wieder einmal.

Hilfen für die Boombranchen

Als Washingtons Notenbanker vor einigen Wochen die Zinsen senkten, um den Finanzgiganten wie eben UBS, Citigroup oder Merrill Lynch in der Kreditkrise zur Hilfe zu eilen, trieben sie ungewollt auch andere Wirtschaftszweige mit nach oben.

Die aber liefen und laufen ohnehin gut, und so wurde aus der Rettungsaktion für das zentrale Bankgeschäft die überdrehte Stimulanz für andere Wachstumsbranchen. Genau das aber passierte der amerikanischen Zentralbank schon mehrmals - mit üblen Spätfolgen.

Im Oktober 1998 beispielsweise senkten die Notenbanker überraschend die Zinsen, um den kriselnden Long Term Capital Management Hedgefonds zu stützen - und ließen damit zugleich jene legendäre Technologieblase anschwellen, die 2000 platzte und die Börsen weltweit für lange Zeit belastete. In den drei Monaten nach der 1998er Zinssenkung aber stürmte der Nasdaq-Composite-Index Chart zeigen um 40 Prozent in die Höhe, eineinhalb Jahre danach hatte er sich verdoppelt. Ein fantastisches Zwischengeschäft also.

Die fatale Zinsmethode

Auch heute wird die Rallye an der Wall Street vor allem von Technologiewerten angeführt. Tech-Schwergewichte wie Google Chart zeigen, Apple Chart zeigen oder Research in Motion (RIM) Chart zeigen melden glänzende Zahlen und klettern scheinbar unaufhaltsam in neue Höhen: Google verdiente im abgelaufenen Quartal mehr als eine Milliarde Dollar, Apple blieb mit einer Gewinnsteigerung von 67 Prozent auf 904 Millionen Dollar nur knapp dahinter, und RIM steigerte seinen Gewinn um satte 73 Prozent. Wer spricht da noch von Krise?

von Bernd Klehn Börsenprofis rechnen damit, dass es jetzt wieder eine blendende Gelegenheit gibt. Wird das jetzt eine neue Zins-Zwischenhausse - bis der oft befürchtete Einbruch dann doch kommt? Die Analysten der Banken jedenfalls hat das Kribbeln bereits gepackt. Nicht einmal einen Monat nach der jüngsten Zinssenkung der Fed steht der Nasdaq-Composite-Index wieder zehn Prozent höher - und mit 2205 Punkten zugleich so hoch wie seit Ende der Technologiekrise nicht mehr.

"Diese Situation gibt es offenbar einmal in zehn Jahren. Erst zieht die amerikanische Notenbank die Zügel an, dann gibt es irgendeine Krise und die Zentralbanker reagierten kräftig andersherum. Und sobald sie das machen, werden sie zum Steigbügelhalter für eine andere, nicht krisengeschüttelte Branche", sagt Nick Raich von der National City Bank in Cleveland. So gesehen ist die Gelassenheit der Börse trotz aller Warnsignale wie Kreditkrise, nachlassendem Wirtschaftswachstum speziell in Amerika und steigender Inflation gut zu verstehen.

Doch muss der Zusammenbruch wirklich so unweigerlich kommen, wie ihn die Kritiker der US-Zinspolitik jetzt voraussagen? Andere Experten halten es durchaus für möglich, dass der fatale Kreislauf in diesem Jahr durchbrochen wird - und die 2007er Party besser ausgeht als der Rausch 1987 und zur Jahrtausendwende.

Gewinnwachstum von 17 Prozent

Denn anders als etwa während der damaligen Technologiekrise verdienen die Unternehmen gutes Geld. Mehr noch: Die Firmengewinne hierzulande waren nicht nur in den vergangenen Monaten hoch, sie scheinen zuletzt noch weiter gestiegen zu sein.

In Deutschland haben die Unternehmen in den vergangenen Wochen offenbar nochmals deutlich höhere Gewinnsteuern an den Fiskus abgeliefert - mehr, als erwartet worden war, verlautet aus Kreisen der Steuerschätzer. Der Arbeitskreis Steuerschätzung wird seine offizielle nächste Prognose am 7. November bekannt geben.

Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erwarten denn auch für das laufende Jahr durchschnittlich fast 17 Prozent höhere Unternehmensgewinne als im Vorjahr - und in den Jahren 2008 und 2009 sollen sie nochmals um 6,9 sowie 8,6 Prozent zulegen. "Selbst unter Fortschreibung des aktuellen Bewertungsniveaus ergäbe sich aus den für 2008 von uns prognostizierten Gewinnzuwächsen der Unternehmen ein Potential für den Dax von 8500 Punkten", sagen die LBBW-Experten. Das wäre weit mehr als der bisherige Dax-Rekordstand von 8151 Zählern.

Ob die Gewinnentwicklung der Firmen etwa in der Bundesrepublik tatsächlich so gut verläuft, werden die Anleger in den beiden kommenden Wochen selbst überprüfen können. Dann öffnen die meisten Dax-Unternehmen ihre Bücher und berichten, wie es ihnen tatsächlich im dritten Quartal ergangen ist. In der neuen Woche werden Metro Chart zeigen, BASF Chart zeigen, Deutsche Börse Chart zeigen, Deutsche Bank Chart zeigen, MAN Chart zeigen und Fresenius Medical Care Chart zeigen dazu gehören.

Dann wird sich zeigen, ob die Börse wirklich Grund hatte, trotz der Kreditkrise der Banken so gelassen zu bleiben - und auf eine der berüchtigten Zins-Haussen zu spekulieren.


 

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