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Marcosolo shortstory - Der Geistheiler


klong rangsit

Meine Eltern entschlossen sich vor knapp 2 Monaten, ihre Ferien wieder einmal bei uns in Thailand zu verbringen, um meine Söhne, ihre beiden bisher einzigen Enkel, mich und meine Frau wieder einmall live, und nicht nur am Telefon erleben zu können und dem ungastlichen Wetter in der Schweiz für 2 Wochen zu entgehen.

Mein Vater hätte eigentlich ganz gern seine Golfgrundkenntnisse auf einem der hiesigen Golfplätze wieder einmal ein bisschen aufgefrischt, wäre da nicht ein bis vor kurzem noch nicht vorhandener, stechender Schmerz, nur 2 Finger breit über dem rechten Ellbogen, der jedem Versuch, diesen hochzuheben, in der Quere stand.

Diverse Schweizer Spezialisten diagnostizierten nach eingehenden Konsultationen der Röntgenaufnahmen eine Kalkablagerung auf dem Oberarmknochen, an welchem sich Muskeln oder Sehnen bei jeder Bewegen rieben, was schliesslich zu diesem leidigen Schmerz führte.

Die von ihnen zur Behandlung eingesetzten Kortisol -Spritzen waren leider bisher dagegen absolut wirkungslos und auf dem Flug von Zürich nach Bangkok musste sich mein Vater sogar die linke Hand zur Hilfe nehmen, um meiner Mutter ein bisschen Rotwein einschenken zu können. Ans Golfen war also vorerst gar nicht mehr zu denken.

Ich hatte in den letzten paar Wochen meine neue Heimat hier draussen nördlich des Flughafens, das heisst genauer gesagt, die Gegend um Rangsit und Klong 3 herum, systematisch und beinahe jeden Tag mit dem Motorrad grössere Runden um mein Haus ziehend, nach lohnenden Ausflugszielen erforscht.

Auf einer dieser Fahrten entdeckte ich rein zufällig ein von einer über 2 Meter hohen, weiss gestrichenen Betonmauer umgebenes, etwa Fussballfeld grosses Areal, zu welchem ich mich durch das darauf stehende, klassische Thai Haus magisch angezogen fühlte. Ich warf also nur kurz einen Blick durch das weit offene Tor. Drin sah ich einem Teich, der etwa die Hälfte der Fläche ausmachte, ein paar bedeckte Parkplätze, Tische, Stühle und Coca-Cola Reklamekühlschränke, die bei mir den Anschein eines Restaurants hinterliessen, in welchem man vielleicht beim essen auch noch selbst fischen konnte. Da es jedoch schon ziemlich spät war, beschloss ich, ein anderes Mal hierher zurückzukehren.

Als meine Eltern, heute früh frisch angekommen und immer noch ziemlich erschöpft von der Reise, der hier im April herrschenden Hitze und der enormen Luftfeuchtigkeit, ein paar Stunden in unserem kargen für ihre Verhältnisse kleinen Heim in unserer Siedlung, Muuban Tararin eingezogen waren, wollte ich Sie eigentlich an dem zuvor beschriebenen Ort mit einer kühlen Erfischung in schöner Umgebung und einem kleinen Happen Thai-Food ein bisschen verwöhnen.

Zu sechst, jeweils 2 Vertreter von 3 Generationen meiner Familie, besteigen wir am späten Nachmittag schwitzend meinen klapprigen, 25-jährigen Ford Anglia, unterdessen mit Toyota Motor, aber immer noch ohne Aircon, und fahren damit gemütlich die Hauptstrasse am linken Ufer des Klong Rangsit nach Osten, genauer gesagt Richtung Nakorn Nayok, bis wir kurz vor der Brücke über den Klong 3 diese verlassen und links abbiegen.

Hier komme ich nach einer kurzen Geraden an den in diesem Land an allen Sois (Nebenstrassen) typischen Töfftaxis vorbei, nach einer 90 Grad Linkskurve schliesslich auf eine Naturstrasse, die weiter schnurgerade dem Klong 3 entlang führt.

Ich fühle mich jedesmal beinahe wie um ein Jahrhundert zurückversetzt. Ueberall führen schmale Bambusbrücken über den etwa 20 Meter breiten, beinahe stehenden Kanal, die zu einfachen, auf Stelzen stehenden Behausungen führen. Links der hinter uns Staub aufwirbelnden Naturstrasse erstrecken sich, soweit das Auge reicht, riesige Reisfelder, die mit Wasser, das von Pumpen unter den Strassen durch gepumpt wird, zwei bis dreimal pro Jahr überschwemmt und bepflanzt und geerntet werden.

fischer

So etwa alle 300 Meter treffen wir auf ein quadratisches, riesiges Fischer Netz, das von 2 quer übereinander liegenden Bambusstämmen über den Klong gespannt wird, genau so, wie ich es in meiner Jugend einmal im Fernsehen gesehen habe und davon seither schon öfters geträumt habe.

Nach etwa einem Kilometer sehen wir 100 Meter links eine alles überragende Fahnenstange mit wehender Thailändischen Flagge. Wir biegen also die nächste Soi ab und erreichen das vermeintliche Restaurant 2 Stunden vor Sonnenuntergang.

Das Tor steht erneut weit geöffnet vor uns und als wir niemanden erblicken, fahre ich kurzerhand hindurch und parke meinen Oldtimer unter dem Dach, das bereits zwei anderen Autos Unterschlupf vor der heissen Sonne bietet.

Auf den ersten Blick kann ich selbst hier im Schatten keine anderen anwesenden Gäste oder Bewohner ausmachen und schlendere deshalb mit ständig schweifendem Blick Richtung Teich, welcher von einer blau gestrichenen Holzbrücke mit Geländern in 2 etwa gleich grosse Hälften aufgeteilt wird.

Da kommt mir beinahe, wie aus dem Nichts, eine ältere Frau entgegen und fragt mich, wen wir hier suchen.

„Ist das hier etwa nicht ein Restaurant?“ frage ich völlig verdutzt.

„Nein das ist das Haus vom Doktor“ kommt ihre Antwort.

„Oh, entschuldigen Sie dann sind wir gleich wieder weg“, rutscht es mir raus und ich möchte am liebsten sogleich wieder verschwinden, mich plötzlich daran erinnernd, dass man hier in Thailand für Hausfriedensbruch jederzeit, ähnlich wie in den USA, einfach abgeknallt werden kann, sobald man uneingeladen Privatgrundstück betritt, ohne dass später der Hausbesitzer auch nur eine Gerichtsverhandlung zu befürchten hat.

„Mai pen rai, kaa!“ („Macht doch nichts!“), holte mich die Stimme der Frau wieder aus meinen Gedanken auf den Boden der Realität zurück.

„Schaut Euch nur ein bisschen um, heute ist die normale Sprechstunde zwar schon vorbei, aber tagsüber behandelt der Doktor sonst alle Patienten“.

Ich bedanke mich höflich und begebe mich sogleich daran, das soeben Gehörte meinen Eltern auf Deutsch zu übersetzen. Meine Mutter wird ein bisschen bleich und zwickt meinen Vater in seinen noch heilen Ellbogen.

„Das ist ganz sicher eine Art Vorsehung oder ein Zeichen von Gott und nicht nur ein Zufall,“ raunt sie ihm zu. „Vielleicht handelt es sich sogar um etwas ähnliches wie bei diesen philippinischen Geistheilern, die wir kürzlich im Fernseher gesehen haben. Lass es uns doch am besten einfach einmal versuchen.“

Meinem Vater scheint bei diesem Gedanken nicht ganz wohl zu sein und es bedarf noch einigen weiteren Zureden und der Zusicherung, dass der Doktor ihn auch um diese Zeit noch behandeln würde, bis wir schliesslich, an einem halben Dutzend Käfigen mit Affen und Vögeln vorbei, an eine Art Stehschalter geführt werden, wo wir seinen Namen, Vornamen, Geburtsdatum und Haus Nummer angeben, die anschliessend in Thai Buchstaben und arabischen Zahlen auf ein handgrosses Kartonmännchen notiert werden und mit Kerzen, Räucherstäbchen und ein paar Orchideenblüten zusammengebunden, wieder an uns zurückgegeben werden.

Damit ausgerüstet, werden wir, nachdem wir uns davor zuvor die Schuhe ausgezogen haben, in ein kleines, etwa 4 auf 8 Meter grosses Gebäude begleitet. Man hat uns vorher lediglich gebeten, darauf zu achten, nie mit ausgestreckten Beinen und den Füssen auf den Buddha Schrein deutend, dazusitzen. Ansonsten erhielten wir keine weiteren Verhaltensregeln.

Barfuss treten wir alle ins Innere, wo es beinahe noch heisser als draussen und relativ düster ist, und mein Blick fällt. als erstes auf 2 riesige Elefantenstosszähne, eine Buddha Statue und allerlei Bilder und sonstige spirituelle Gegenstände, die in südlicher Richtung vor der Wand aufgestellt sind, Der Boden ist mit Fliesen ausgelegt und wirkt angenehm kühl an den Füssen. Aus der linken Ecke bläst ein auf dem Boden stehender und ständig hin und her schwenkender Ventilator, alle paar Momente einen angenehm frischen Lufthauch zu uns und reicht beinahe um den leichten Schweissfilm, der mich am ganzen Körper überzieht, ein bisschen zu trocknen.

In meiner Nase macht sich ein leicht beissender Geruch von Räucherstäbchen bemerkbar und nach nicht einmal 3 Minuten, die an diesem Ort aber wie eine kleine Ewigkeit wirken, betritt ein Mann, dessen Alter äusserst schwierig abzuschätzen ist und dessen Augen wegen ein paar geplatzten Aederchen blutunterlaufen sind, vollständig weiss gekleidet, den Raum.

Alle noch zuvor geführten Gespräche verstummten sofort und er wird uns von der Frau, die uns vorher entdeckt hatte, als Mo Thevada oder familiärer ausgedrückt, Pho Mo, was soviel heisst wie Vater Doktor, vorgestellt.

Mein eigener Vater wird jetzt gebeten, eine 20 Baht Note zwischen die Räucherstäbchen zu stecken, dieses Bouquet anschliessend mit gefalteten Händen vor dem Gesicht hochzuhalten und sich dabei vorzustellen, was ihn hierher geführt hat und was er geheilt haben will.

Der Doktor faltet nun seinerseits die Hände in buddhistischer Manier, schliesst kurz die Augen und scheint dabei selbst ein Stossgebet zum Himmel zu schicken. Er kniet auf dem Boden, hält beide Handinnenflächen flach auf seinen Oberschenkeln und bittet meinen Vater, sich vor ihn mit ausgestreckten Beinen und daraufliegenden Armen. hinzusetzen und ihm dabei den Rücken zuzuwenden.

Während Ich immer noch angestrengt versuche, diesen schwer auf Deutsch zu übersetzenden Stellungswechsel meinem Vater zu erklären, hat der Doktor ihn aber bereits mit ein paar einfachen Griffen in die gewünschte Lage gebracht und hält ihm mit beiden Daumen und Zeigefinger Kopf und Hals von hinten leicht umklammert. Er scheint sich dabei auf einen fernen Punkt ausserhalb des Gebäudes zu konzentrieren, schliesst darauf langsam die Augen, lässt seinen Kopf langsam nach vorne fallen und nach nicht einmal 5 Sekunden entspannt sich der Körper meines Vater abrupt und lässt sich langsam rückwärts in sich zusammensackend, dem Doktor ohnmächtig in Schoss fallen, der ihn völlig sanft und darauf vorbereitet, auffängt.

Als aber kurz darauf mein Vater sogar zu zucken anfängt, schnellen meine Augen entsetzt von dem soeben Erlebten nach rechts zu meiner Mutter, der der Schreck förmlich aufs Gesicht geschrieben steht. Der Heiler muss wohl unsere besorgten Blickaustausche bemerkt haben und grinst nur leicht hämisch.

„Keine Bange“, beschwichtigt er uns, „das ist ganz normal“ und stösst meinen immer noch ohne Kontrolle über seinen Körper ausgestreckten, nur noch leicht zuckenden Vater sachte am Oberarm an, schnalzt dabei mit Daumen und Mittelfinger seiner rechten Hand und mein Vater erwacht, wie von Geisterhand, auf einem Schlag und blickt sich völlig perplex im Raum um, wie wenn man am morgen vermeintlich zu Hause im eigenen Bett erwacht, nach einem Traum die Augen aufschlägt und dabei die ganze Klasse in einem Kreis um sich versammelt vorfindet und soeben erst erfährt, dass man vor ein paar Sekunden beim Singen ohnmächtig geworden und abgetaucht ist.

Der Heiler bittet mich jetzt, meinem Vater zu sagen, er solle seinen schmerzenden Arm in die Höhe heben. Dieser hört meiner Deutschen Uebersetzung zunächst noch ungläubig zu, unternimmt dann aber doch, zuerst noch ganz zaghaft und vorsichtig, dann aber immer gelöster und beschwingter den Versuch, seinen zuvor beinahe ungebrauchbaren Arm zuerst hoch dann runter zu bewegen. Völlig verblüfft, immer noch nicht bereit, zu glauben, was soeben mit ihm geschehen war, teilt er uns mit, dass der Schmerz tatsächlich wie vom Erdboden verschwunden sei.

Wir können unserem soeben erfahrenen Glück noch immer nicht ganz trauen, beginnen erst nach und nach langsam an das Wunder zu glauben und meine Mutter, Gott zu danken. Ich verneige mich ganz spontan und ehrfürchtig mit einem tiefen Wai vor Pho Mooh, wie ich ihn ab sofort nennen werde, um ihm damit meine tiefe und aufrichtige Dankbarkeit und Bewunderung für sein Wirken auszudrücken.

Geblendet vom hellen Sonnenschein wieder draussen angekommen, kaufen wir 3 riesige Brote und verfüttern diese an ebenso riesige, unzählige Karpfen im Fischteich, die hier nur gefüttert, aber auf keinen Fall, wie in jedem normalen Tempel, gefangen werden dürfen und verabschieden uns von Pho Mo und seiner Assistentin mit dem sicheren Gefühl, diese Geschichte und diesen Ort das ganze Leben lang nie wieder zu vergessen.

Dies geschah alles im Laufe des Jahres 1990. Vor 4 Wochen, knapp 11 Jahre später, habe ich Pho Mo das letzte Mal besucht. Die blaue Farbe an den Brücken wurde unterdessen neu gestrichen, einige Kokos Palmen und vor allem die früher von mir bewunderten Papayabäume sind irgendeinem Hochwasser der letzten Jahre zum Opfer gefallen und es befinden sich nicht mehr so viele Tiere in den Käfigen, aber sonst wirkt alles unverändert.

In den vergangenen 10 Jahren habe ich ein paar Dutzend Menschen, Verwandte und Freunde zu diesem mystischen Ort geführt und noch nie war jemand mit dabei, dem nicht in der einen oder anderen Form geholfen werden konnte.

Selbst anfänglichen Skeptikern, die immer und überall nach einer rationalen Erklärung suchen, die ich auch heute noch höchstens als Magnetopathie, kombiniert mit Religion bezeichnen würde, wurde schnell bewusst, dass dieser Mann über mehr Kräfte verfügt als Du und ich. Täglich, ausser an Buddha Tagen, an welchen nicht geheilt wird, kommen hier mindestens 50 Thai-Patienten teils von weither angereist, um geheilt zu werden.

Grundsätzlich teilt Pho Mo seine Patienten in harmlose, mittlere und schwere Fälle ein.

Die Harmlosen erfahren dieselbe Behandlung wie zuvor mein Vater. Falls diese nicht unmittelbar zum Erfolg führt, wird man mit einem Zettel mit Naturmedikamenten nochmals zurück zur Registrierungsstelle geschickt, um etwa ein Dutzend, oben dunkelgrüne, unten ein bisschen hellere, leicht flaumig behaarte, handballengrosse Blätter, auf denen noch ein paar Wassertropfen vom vorherigen Abspülen im Sonnenschein glänzen, in Empfang zu nehmen.

Man bezahlt nochmals, Baht 500.— und reibt alle Blätter mit Toilettenpapier beidseitig trocken. Anschliessend geht es zurück in den Behandlungsraum, wo, nicht wie bei uns üblich, der Arzt ganz allein mit dem Patienten hinter verschlossenen Türen, sondern vor der ganzen versammelten Audienz der anderen wartenden Patienten und deren Begleiter, sowohl die Heilung selbst, als auch allfällige Kommentare zur Krankheit, völlig publik vorgenommen werden.

Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass diese Entdeckung meine wohl wichtigste Erfahrung aus 8 Jahren Thailand war und hoffe, Ihnen mit dieser Geschichte einen möglichen Weg aufgezeigt zu haben, wie man sich auch ohne Antibiotika, Kortisol-Spritzen, wochenlange Therapien, auf eine traditionelle Art von einem seiner Leiden befreien lassen kann.

Pho Mo ist unterdessen deutlich älter geworden. Als ich ihn kürzlich fragte, was denn passieren würde, wenn er einmal nicht mehr sein würde, oder ob er sich nicht pensionieren bald lasse wolle, erzählte er mir, dass sein Sohn dazu zur Zeit noch in Ausbildung sei, in seine Fussstapfen treten werde, aber leider noch nicht soweit sei.

Hoffen wir, dass Pho Mo noch viele Jahre Gelegenheit haben wird, Mitmenschen von Schmerzen und Krankheiten zu befreien.


 
  
 
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