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marcosolo, 28. Juli 2002 um 21:01:24 MESZ Marcosolo shortstory - Visum Trip Bevor ich mich 1990, kurz nach der Geburt meines 2. Sohnes in Lam Lukka standesamtlich mit einer Thailänderin verheiratet habe, kam ich, wie jeder andere Ausländer, alle 90 Tage in den Genuss einer Bahnfahrt von Bangkok, entweder bei multiple-entry-Visum bis nach Padang Pesar (Malysia) , oder bei Single Entry-Visum nach Penang und retour. (mehr als 2'000 km.) Schade eigentlich nur, dass die Thailändische Bahn seinerzeit noch kein Milage Programm in ihrem Portfolio kannte. Ich hätte damals bestimmt die platinene Karte gekriegt. Diesmal sollte mir jedoch eine andere Art von Zugfahrt vergönnt sein. Es war an einem Samstag vor dem Chinesen Neujahr und ich hatte mir im letzten Moment noch einen 3. Klasse Sitzplatz nach Padang Pesar reservieren können. Die Retourreise plante ich eigentlich am Chinesen Neujahr selbst, da aber dann schon alles ausgebucht war, entschied ich mich, auch ohne Retour-Ticket allein, auf gut Glück loszuziehen. In Thailand ist auch heute noch das gesamte Schienenmaterial eine wahre Freude und Erquickung für jeden nostalgischen Eisenbahner. Meinen Schätzungen zufolge dürfte es sich dabei beinahe ausnahmslos um Lokomotiven und Wagen so um ca. 1950 rum handeln. Alles nach wie vor unverändert und tagtäglich im erbarmungslosen Einsatz zwischen Bangkok und dem Süden. Ich rüstete mich also mit einem guten Buch und den sonst in den nächsten zwei Tagen benötigten Utensilien aus, packte meinen Rucksack, bestieg am abend den Zug im Bangkoker Hua Lampong-Bahnhof und belegte meinen Sitzplatz in der 2. Klasse mit Ventillator. Leider waren, wie bereits erwähnt, alle Schlafwagenplätze tags zuvor bereits ausgebucht gewesen. Um genau 6 Uhr erklang dann aus allen Lautsprechern im Bahnhof die Thailändische Nationalhymne und etwas für unsere westlichen Augen völlig Ungewohntes trat ein: -- Auf einen Schlag blieben sämtliche Leute auf den Perrons wie angebannt stehen und meine Mitpassagiere erhoben sich sogar ohne Ausnahme und nahmen Haltung an. -- Denselben Vorgang kann man übrigens auch in allen Thai Kinos vor dem Abspielen eines Films, gleich nach der Werbung feststellen, sobald das Bild König Bumiphols auf dem Bildschirm auftaucht und die Nationalhymne abgespielt wird. Geehrt wird damit den König und das Vaterland, was für mich, der der Schweiz 2 Jahre zuvor den Rücken zugekehrt hatte, weil ich dieses Geheuchel zu Hause nicht länger ertragen konnte, zu diesem Zeitpunkt absolut unverständlich. Auf alle Fälle fühlt man sich, wenn man dieses Ereignis das erste Mal miterlebt, wie wenn der Film in dem man selbst spielt, ohne es zu wissen, plötzlich reisst und sich die Welt vorübergehend aufhört, weiter um sich selbst zu drehen. Wären da nicht noch die Fülle aller Geräusche und Zuckungen auf den Gesichtern der Mitreisenden und all die Tiere, die sich nicht in diese Starre einbinden lassen wollen, wäre man geneigt daran zu glauben. Aber selbst der kühle abendländische Analytiker in mir drin verspürt dabei etwas Magisches. Das Ereignis ist zwar nur künstlich herbeigeführt und vielleicht deshalb vergleichbar mit der nie wirklich eintreten wollenden Stille in der Kirche, kurz bevor der Pfarrer sein Gebet beginnt, aber dennoch - höchst beeindruckend. Anfänglich genoss ich diese Fahrt noch riesig, kam mir dabei vor wie ein Kolonial-Pionier, verschlang meinen „Garp“ von John Irving und amüsierte mich dabei köstlich. Meine Thai-Nachbarn schreckten jedesmal auf, wenn ich an einer besonders absurden Stelle plötzlich laut rauslachen musste, was für sie absolut unverständlich war, da ich ja nur mit diesem Buch reiste, mich sonst mit niemandem unterhielt und sich seinerzeit die Handy-plage mit Kopfhörern noch nicht in Zügen ausgebreitet hatte. Entweder gibt es John Irving nicht auf Thai oder mein Gegenüber hat noch nie ein lustiges Buch gelesen. Stundenlang schaute ich aus dem Fenster auf die endlos scheinenden Reisfelder mit ihren ständig wechselnden Grüntönen, Hügelketten, Wolkenbilder und Palmen raus und träumte so richtig friedlich vor mich hin. Ich beobachtete die anderen Passagiere um mich herum und liess mir alle möglichen Gedanken, wie z.B. als nächstes, möglichst schnell und einfach zu Geld zu kommen, durch den Kopf gehen, genoss später ein Gaeng Kiauw Wan mit einer Flasche Singha Bier im Speisewagen, bevor ich es mir auf meinem reservierten Sitz, nach einem Spaziergang durch insgesamt 7 Bahnabteile, wieder so bequem, wie das den Umständen entsprechend möglich war, machte. Was bringt mir wohl die nahe Zukunft? Werde ich hier in Thailand auf dieser Basis weiter überleben können? Muss ich mangels Geld wieder zurück in die Schweiz eine Weile in der Bank arbeiten gehen? Wer kommt mich in den nächsten paar Monaten besuchen? etc. etc.. Auf dem Weg zurück warf ich zuvor kurz einen Blick in die 3. Klasse und war wegen dem ziemlich überfüllten Wageninneren und den Holzbänken mit meinem Platz wieder so richtig happy und versuchte, ein paar Stunden in der Astronautenstellung einzunicken. Mein Rücken kann normalerweise nur in absolut horizontaler Lage den Geist in den Ruhezustand entlassen. Heute allerdings half das Bier auf seine Weise ein bisschen mit, sodass das Einschlafen kurz und schmerzlos vonstatten ging. Leider aber nur in Form eines Kurzschlafes von etwa einer Stunde, bis ich erneut aufwachte, weil ein Toilettengang angesagt war. Später fand ich zu meinem Bedauern dann keinen Schlaf mehr und sass den Rest der Nacht ziemlich unruhig, eingepfercht, wie im Flugzeug, in diesem Zug, auf dem Weg nach Malaysia und möglichst schnell wieder zurück, einem völlig sinnlosen Unterfangen. Gerne hätten ich und andere Farangs damals Baht 2‘000.— oder noch mehr bezahlt, um einen Stempel in Bangkok zu erhalten und diesen trip nicht machen zu müssen. Am nächsten Morgen wird allen Rucksacktrampern und Thai Geschäftsleuten, die dies am Voraben so bestellt hatten, Frühstück & Kaffee gereicht und die Thai-Immigration sammelt die Pässe sämtlicher Passagiere ein. In Padang Pesar müssen wir alle bei der Ankunft des Zuges im Bahnhof ca. eine Viertelstunde warten, bis ein halbes Dutzend malayischer Zöllner das Wageninnere und das Gepäck der Touristen ziemlich oberflächlich kontrolliert haben. Ueberall hängen ja schliesslich als drohende Warnung Plakate mit der Todesstrafe für Rauschgiftschmuggel rum. Als die Zöllner durch sind, darf man dann raus um dort zu warten, bis die zuvor von der Thai Immigration eingesammelten Pässe wieder zurückgegeben werden. Diese sind bereits mit dem Ausreise Stempel aus Thailand versehen und man reiht sich erneut in die Kolonne für Einreisende nach Malaysia ein. Dort darf man eine Emberkation Card ausfüllen, auf der auch nochmals ausdrücklich auf die Todesstrafe bei Drogenschmuggel hingewiesen wird, aber auf meiner habe ich bei Hotel in Malaysia nichts hingeschrieben, womit sich der Zöllner gezwungen sieht, nachzufragen. „What hotel will you stay?“ fragt er mich. „No hotel“ , antworte ich bedauernd, „I will return walking to Thailand right now, no business in Malaysia, I have to go back to work in Bangkok“; was den Zöllner weder sichtlich begeisterte noch frustrierte. Schliesslich machte er auch bei mir seinen Einreisestempel, womit ich vorerst wieder entlassen war. Ich nahm meinen Schweizer-Pass mit dem wiederum neu gültigen 3-Monats-Visum wieder in Empfang und ging zu Fuss gleich wieder zurück Richtung Thailand, ca 150 Meter entlang einem mit Stacheldraht abgesichertem Weg, auf dem jede Menge Schmuggelgut zu Fuss von Malysia über und durch Löcher in der Mauer nach Thailand gehievt und gleich wieder emsig, wie von der Chaos-Theorie geführt, in alle Richtungen blitzschnell verteilt wurde. Nach den üblichen Einreiseformalitäten war ich also wieder zurück in Thailand. Ich hatte es beinahe ½ Stunde in Malaysia ausgehalten, bis mein Fuss wieder heimischen Boden berührte. An einer Kreuzung gleich neben dem Markt und dem Zoll standen ein paar uralte Amerikaner Autos mit offenen Fenstern rum und auf die hatte ich es abgesehen. Sammeltaxis zurück nach Had Yai. Schnell rein, Preis ausmachen und ab die Post, denke ich mir, da ich nur ein Ziel habe, nämlich so schnell wie möglich zurück nach Bangkok, wo meine Freundin unterdessen hochschwanger auf mich wartete. Leider machte der Fahrer aber keinerlei Anstalten, sich und sein vorsintflutliches Ami Fass (heutzutage allerdings mit Datsun Motor, um Benzin zu sparen) in Bewegung zu setzen; seelenruhig hielt er durch seine dunklen Sonnenbrillengläser nach weiteren Fahrgästen Ausschau und ich konnte oder wollte mir nicht das ganze Taxi leisten. Als eine halbe Stunde später schliesslich die letzte Marktfrau mit zwei lebendem Hühnern neben mir reingepfercht wurde, ging die langersehnte Fahrt endlich los. Etwa 1 ½ Stunden Fahrt durch lauter Gummiplantagen, die mich zuerst noch faszinierten, später aber eher langweilten, aber sonst wirklich absolut nichts sehenswertem, lagen noch vor uns und ich bat den Fahrer, mich gleich an den Bahnhof zu fahren. In Had Yai endlich angekommen, versuche ich sofort, am dafür zuständigen Schalter das nächste Ticket zurück nach Bangkok zu kriegen, was sich aber als ein total unmögliches Unterfangen herausstellt, da alle reservierten Plätze bereits seit Tagen restlos ausgebucht sind. Das Chinesen Neujahr hat hierzulande eine kleine Völkerwanderung ausgelöst. Alle, die es sich nur irgendwie leisten können, besuchen über dieses und andere verlängerte Wochenende ihre Verwandten und Bekannten und überfluten dann sämtliche Transportmittel und Strassen im ganzen Land. Dafür gibt es zu dieser Zeit in Bangkok keinen Stau. Auch kein Pfingst- und Osterstau. Staus, vor allem solche auf der Strasse, finden hier werktags, täglich zu den Rush hours, ausser sonntags statt. Ich frage mich vergeblich durch nach einem nicht existierenden Bahnbillet-Schwarzmarkt oder zu einem anderen, möglichen Geheim-Kontingent am Schalter zur Auffrischung der allgemein bekannt, tiefen Löhne der Staatsangestellten. Nichts zu finden und offensichtlich ist hier auch niemand wirklich bereit dazu, ein zuvor ergattertes Billet mit Profit abzutreten. Was solls, ein 3. Klasse Ticket, Holzbank, aber ohne reservierte Sitznummer ist immer noch besser als nichts, denke ich, erstehe eines und mache mich gutgelaunt auf die Suche meines Zuges, der zwar an allen Bahnhöfen anhalten und von den später gestarteten Inter-City Zügen allesamt wieder überholt werden wird, aber schliesslich sein Ziel ja auch erreichen wird. Ich wusste noch nicht, dass hier mehr Sitzplätze verkauft wurden als Plätze vorhanden waren. „Der Weg ist das Ziel“ – sagte ich mir, ziemlich eingebildet, wie wenn der Weg als solcher für mich im Moment eine Rolle spielen würde. (Am liebsten wäre ich auf der Stelle zurückgeflogen, hatte aber leider die Kohle dazu nicht) Mein neuer Zug unterscheidet sich äusserlich vom Schnaagi Schaagi (Dampflok Kinder Zug der SZU Sihltal Zueri Uetliberg Bahn) eigentlich nur dadurch, dass dieser hier nicht mit Märchenszenen bemalt ist, nicht so gepflegt wirkt und statt von einer Dampflokomative hier von einer Diesel Lok gezogen wird. Im Wageninnern sieht die Einrichtung jedoch immer noch so aus wie zu meiner Gymnasium Zeit, als ich als Jüngling ab und zu in den ältesten noch eingesetzten Wagen der SZU zwischen Langnau und Zürich hin und her reiste und wir zum Spass und zur Ertüchtigung in Sood-Oberleimbach als erster Fahrgast raussprangen, die Schulmappe und die Kollegen im Zug liessen und die Strecke bis Adliswil im Spurt zurücklegten, um ihn dort erneut besteigen zu können. Bis auf eine Ausnahme lief das immer gut. Nur einmal verpasste ein Kollege den Zug (wegen Seitenstechen) in Adliswil und musste darum auf den nächsten warten, was von uns damals als verlorenenWetteinsatz empfunden wurde. Anfänglich sitze ich auf meinem eigenen Sitzplatz, bin zwar hundmüde und fühle mich halb gerädert und durchgeschüttelt, da nach 4 Stunden die karge hölzerne Sitzbank mein Steissbein bei der holprigen Strecke schon arg strapaziert hat und überlege, wie man die Ankunft in Bangkok wohl am besten beschleunigen könnte. Ich studiere also das thailändische Kursbuch und stelle fest, dass unser Bummelzug tatsächlich in spätestens einer Stunde vom 2 Stunden nach uns aufgebrochenen Schnellzug aus Had Yai am Bahnhof in Nakorn Sri Tamarat überholt werden würde, da die gesamte Strecke bis Bangkok nur eingleisig verläuft. Ich raffe meine sieben Sachen zusammen und verlasse diesen nostalgischen Vororts-Zug, um mich nach dem Perron des ersehnten Schnellzuges zu erkundigen. 10 Minuten später fährt dieser dann beinahe fahrplanmässig ein und ich entscheide mich, zuerst einmal im Speisewagen Platz zu nehmen. Das stellt sich als weise raus, da ansonsten effektiv kein einziger Sitzplatz mehr vorhanden ist. Selbst auf dem Boden der Durchgänge der 3. Klasse, vor den Toiletten, zwischen den Wägen, auf den Trittbrettern, überall nichts als Reisende und deren Habseligkeiten. Ich vermisse die Fernsteuerung, um in ein anderes Programm umzuschalten, werde aber sogleich wieder in die Realität zurückbefördert. Ein paar Studenten haben nämlich Trommeln und Gitarren mitgenommen und machen mit Mekong Soda schwer auf Party. Eine Mutter stillt ihr kleinstes Kind während dessen älterer Bruder quer über ihre Beine schläft, wie wenn er zu Hause, ganz allein und ungestört im Kinderzimmer wäre. Ich komme mir vor wie in Indien und bestelle mein heute erstes Singha Bier, um die Sache ein bisschen lockerer zu sehen. Gebratene Cashnew-Nüsse mit Salz, Zucker, Chili und ein paar anderen Gewürzen beschäftigen darauf hin meinen Kiefermuskel und ich versuche mich darauf einzustellen, diese Nacht wohl oder übel auf diesem Sitzplatz am Tisch, mitten im Speisewagen verbringen zu müssen. „Keine 10 Pferde werden mich von hier mehr wegbringen“, beschliesse ich, „es ist hier schliesslich immer noch besser draussen“, die anderen Wagen konnte man nicht einmal mehr durchqueren, ohne nicht dauernd über menschliche Körper, die da kreuz und quer auf den Wagensitzen und –böden herumlagen, steigen zu müssen. Die Thais erachten bekanntlich den Kopf als den heiligsten Teil des Körpers und würden deshalb die Füsse, die tagtäglich mit dem Strassendreck in Berührung kommen, nie in die Nähe des Kopfes bringen. Man zieht sich ja auch immer und überall die Schuhe aus, wenn man ein Haus oder Tempel betritt. Generell würde kein Thai einem andern über die ausgestreckten Beine steigen. Das ist hier einfach sozusagen anerzogen und ungeschriebenes Gesetz. „Ist ja immer noch paradiesich im Vergleich zur Alternative, die nächsten 10 Stunden arg eingeklemmt, stehend weiterreisen zu müssen,“ denke ich mir. Vor lauter Glücksgefühl bestelle ich mir darauf gleich eine zweite Flasche Singha und die akuten Problem rücken bereits ein wenig in die Ferne. Gleichzeitig scheint diese (die Ferne) dafür nun ein bisschen näherzurücken. Wie freue ich mich doch darauf , bald wieder in Bangkok zu sein und wie erst, wieder ein Bett mein Eigen nennen zu können und ausgestreckt und ungestört innerhalb meiner eigenen 4 Wänden schlafen zu können, weitab von diesem Trubel und Alptraum hier. Langsam dunkelt es draussen und rund herum wechseln die Gäste beinahe wie die Umgebung. Ich gehöre eigentlich als einziger beinahe zum Speisewagen-Inventar, als mich ein Kellner ein bisschen scheu aber bestimmt aufklärt, dass ich hier aber nicht schlafen könne. Dies sei ihre eigene Ruhestätte. Um Mitternacht schliesse der Speisewagen und das Personal würde hier schlafen. Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen, das war doch einfach unmöglich, ich hatte doch ausser diesem Sitz nicht einmal einen halben Quadratmeter Platz in diesem Zug, geschweige denn einen Sitzplatz und wir kommen doch erst morgen früh an. Wie soll ich das alles überstehen? Stehend schlafen hatte ich zwar zuvor im Militär beinahe gelernt, aber die Umstände waren damals viel beruhigender. Hier ist im Moment nicht daran zu denken. Ich kann generell nicht schlafen, solange noch andere Leute um mich rum sind und ich nicht flach ausgestreckt, möglichst auf einer Unterlage weich gebettet bin. „Ein Königreich für ein Bett.“ Ich beginne zu verstehen, warum dieser Gegenstand in unseren Breitengraden völlig zu Recht zu den Primärbedürfnissen gezählt wird, und nicht gepfändet werden kann. Ein Mensch ohne Bett kann nicht mehr arbeiten. Ich komme mir vor wie ein Meerschweinchen, dem man, obwohl es als Beutetier dringend auf eine Höhle angewiesen ist, kein Heim oder eine Schachtel zum verkriechen gegeben hat. Nur der Verstand, der mir sagt, dass an einem anderen Ort so etwas existiert, hält mich davon ab, gleich loszuheulen. Da habe ich mich aber in eine schöne Scheisse reingebracht. Die Kellner lassen sich zu guter Letzt erweichen und bieten mir in einer Ecke einen kleinen Platz zwischen ihnen an, wo ich mich reinzwängen kann. Leider kann ich die Ruhe nicht so richtig geniessen, da sich schon bald die Singha Biere wieder bemerkbar machen und ich dadurch einen unwiderstehbaren Drang nach der Toilette verspüre. Unser Speisewagen ist aber nicht damit ausgerüstet, sodass ich meinen gastfreundlichen Kellner aus dem Schlaf holen muss, um mir die Tür zum nächsten 3. Klasse Schlafwagen zu öffnen, die zwischenzeitlich abgeriegelt wurde. Erlöst und um einen Liter leichter mache ich mich wieder auf den Rückweg, muss aber feststellen, das in der Zwischenzeit jemand die Tür zurück zu meinem vermeintlichen Schlafplatz erneut abgeschlossen hat. So bleibt mir nun nichts anderes mehr übrig, als eingeklemmt mit 2 anderen Fahrgästen zwischen 2 Wägen stehend, auf den sich ständig nach oben und unten bewegenden Verbindungsbrettern, umgeben vom kreischenden und gleissenden Geräusch einer siamesischen Zugfahrt, die Reise weiter fortzusetzen und dabei selbst nicht in Trance zu verfallen. Wie viele Stunden bin ich eigentlich schon ohne Schlaf unterwegs? Dies ist die Hölle, ich glaube nun besser zu verstehen, wie sich all jene fühlen müssen, denen man als Folter den Schlaf nimmt und die in Zellen zusammen mit anderen in unwürdigen Umständen untergebracht sind. Jede Tortur nimmt schliesslich ein Ende und so erreiche auch ich einmal mehr, frühmorgens halb schwindlig, aber immer noch bei Bewusstsein das langsam erwachende Bangkok, um gleich mit dem erstbesten Tuk-Tuk nach Hause zu fahren. Hier sinke ich völlig erschöpft auf mein Bett und schlafe zuerst einmal volle 9 Stunden durch, ohne beim Aufwachen am späten Nachmittag genau zu wissen, wo ich bin,. War das alles nur ein Traum? Erst als ich meinen Pass erneut konsultiere, habe ich die Gewissheit, dass ich diesen Visum Trip zum Glück bereits hinter mir habe. |
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last updated: 15.12.12, 03:58 Youre not logged in ... Login
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