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FBI-ERMITTLUNGEN VOR 9/11


Chronologie des Versagens

Auch vier Jahre nach den 9/11-Anschlägen laufen noch immer Untersuchungen, wieso die US-Behörden die Attentäter nicht aufhalten konnten. Ein bisher geheim gehaltener Bericht geißelt nun erneut die Bundespolizei FBI. Mindestens fünf direkte Hinweise auf die Todes-Piloten gingen dort verloren.

Washington - Berlin - Seit einem Jahr liegt der Bericht des US-Justizministeriums bereits fertig vor, bisher aber waren die fast 400 Seiten geheim gestempelt. Auch die 9/11-Kommission, die eingesetzt vom Kongress die Fehler der US-Behörden vor den Anschlägen untersuchte, hatte nur teilweise Einblick in den Abschlussbericht über die Arbeit der Bundespolizei FBI. Am Donnerstag dann entschied sich die US-Regierung nach massivem Druck, den Report zu veröffentlichen - allerdings immer noch mit vielen geschwärzten Passagen und Auslassungen.

Detaillierter als je zuvor werden in dem Bericht die Fehler der US-Bundespolizei FBI aufgelistet, die vor dem 11. September 2001 mehrmals ziemlich konkrete Hinweise auf die späteren Todes-Piloten hatte aber nicht richtig bearbeitete. Mindestens fünf Mal verhinderten Bürokratie, fehlende Absprachen und eine falsche Einschätzung der Informationen, dass man auf zwei der späteren Hijacker in San Diego aufmerksam wurde.

Viele der in dem Papier genannten Fälle waren bereits zuvor bekannt. Die detaillierte Auflistung allerdings wirft ein genaues Bild auf die Abläufe innerhalb der Behörde. So wird zum Beispiel deutlich, dass das FBI über ein ineffizientes Computersystem verfügt, das die Weiterleitung wichtiger Berichte in die Zentrale verhinderte. Ebenso deckt der Report Schwächen in der Weitergabe von Analysen und Einschätzungen unter den verschiedenen Büros auf. Die 400 Seiten werden nun eine Rolle bei den Plänen zur Umstrukturierung der Behörde spielen.

Die Auflistung der Verfehlungen ist für die US-Behörden gelinde gesagt peinlich. Demnach habe ein der CIA zugeteilter FBI-Agent bereits 19 Monate vor den Terror-Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center und weitere Ziele in den USA Meldung über die beiden Verdächtigen machen wollen. Sein Vorgesetzter bei der CIA habe ihn allerdings davon abgehalten. Dieser Vorfall sei nur eine von vielen Chancen gewesen, die Anschläge zu verhindern, kritisierte die "New York Times" heute in einem Aufmacher auf der Seite eins die Arbeit der Behörden.

Die im Bericht aufgeführten Fälle verbreiten nicht gerade den Eindruck, dass die Kommunikation innerhalb der Großbehörde besonders gut läuft. So habe im Juli 2000 ein in Phoenix arbeitender Agent dem FBI von Extremisten aus dem Umfeld Osama Bin Ladens berichtet, die in US-Schulen Flugunterricht nähmen. Das bis heute schwerfällig arbeitende Computersystem der Bundespolizei habe dazu beigetragen, dass der Bericht des aufmerksamen Beamten nicht wie geplant auch in Kopie bei seinen Vorgesetzten landete. Zudem meinten offenbar manche Mitarbeiter, das Interesse am Flugunterricht sei bereits ein alter Hut.

"Wir haben eine Reihe signifikanter Defizite in der Arbeit des FBI gefunden", sagte Glen A. Fine, der den Report für das US-Justizministerium erstellt hat. Seine Behörde gehe zwar nicht davon aus, dass es sich vorrangig um individuelle Fehler gehandelt habe, lege dem FBI aber nahe, die Leistung seiner Mitarbeiter eigenständig zu überprüfen. Um die betroffenen Personen zu schützen, sind Mitarbeiter des FBI in dem Bericht nur mit Vornamen genannt.

Die Bundespolizei reagierte in der "New York Times" gelassen. Das FBI teilte mit, dass seit dem 11. September 2001 bedeutende Schritte unternommen worden seien, um die Probleme zu beseitigen, die der Generalstaatsanwalt angesprochen habe. "Indem wir weiterhin unsere nachrichtendienstlichen Möglichkeiten ausbauen, unsere technische Ausstattung verbessern und stärker zusammenarbeiten, werden wir künftig allen Bedrohungen begegnen können", sagte eine Sprecherin des FBI der Zeitung. Der Politik wird dieses Statement vermutlich nicht reichen.


 
  
 
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