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Schwere Vorwürfe gegen Londoner Polizei


Der Tod von Jean Charles de Menezes, den Terrorfahnder irrtümlich in der Londoner U-Bahn erschossen, ist erneut Gegenstand schwerer Vorwürfe gegen die Ermittler. Berichten britischer Zeitungen zufolge hat die Polizei das Protokoll des Einsatzes im Nachhinein verändert - zu ihren Gunsten.

London - Der tödliche Irrtum in der Londoner U-Bahn hatte sich nach den fehlgeschlagenen Anschlägen vom 21. Juli ereignet. Die Polizeiführung hatte den Einsatz damals als tragischen Irrtum bezeichnet und sich dafür entschuldigt.

Berichten der Zeitung "News of the World" und des Fernsehsenders Skynews zufolge haben Ermittlungen jetzt ergeben, dass einige beteiligte Einsatzkräfte ihre mögliche Mitverantwortung vertuschen wollten. So habe eine Abteilung der Polizei zunächst im Protokoll vermerkt, die Einsatzkräfte vor Ort seien informiert worden, dass es sich bei dem betreffenden Mann um den Terrorverdächtigen Hussein Osman handele. Später sei dieses Protokoll abgeändert worden: Dann habe es geheißen, an die Einsatzkräfte sei die Information gegeben worden, dass nicht bekannt sei, um wen es sich bei dem Verfolgten handele. Durch die Manipulation habe die Einsatzleitung offenbar dem Beamten, der den 27-jährigen Menezes schließlich erschoss, die Schuld in die Schuhe schieben wollen.

Eine Stellungnahme der Polizei zu den Vorwürfen gibt es bislang nicht. Die Familie des Erschossenen fühlt sich einem Bericht des "Independent" zufolge in ihrer Sicht der Dinge bestätigt. Ein Sprecher der Hinterbliebenen forderte eine umgehende öffentliche Untersuchung des Falls.

Auch die Geheimdienstermittlungen zu den Anschlägen in London sind mehr als ein halbes Jahr nach den Attentaten noch nicht wirklich vorangekommen. Der Inlandsgeheimdienst MI5 habe nur unzureichende Informationen über die Planung der Anschläge oder über eine mögliche Verstrickung des Terrornetzwerks al-Qaida gewonnen, berichtet die "Sunday Times" heute unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht der Ermittler an Ministerpräsident Tony Blair und weitere Minister.

"Wir wissen wenig darüber, was drei der Attentäter in Pakistan machten, wann die Planung für die Anschläge begann, wie und wann die Attentäter angeworben wurden", zitiert die Zeitung aus dem Bericht. Auch sei die mögliche Rolle "eines größeren Netzwerks" weiter ungeklärt. Der Bericht stamme zwar aus dem Oktober, schrieb die Zeitung. Gewährsleute hätten jedoch erklärt, seitdem habe sich die Situation kaum verändert.

Bei den Anschlägen auf U-Bahnen und einen Bus waren am 7. Juli 52 Menschen ums Leben gekommen. Dem Bericht zufolge ist auch ein möglicher Zusammenhang zwischen den Terrorakten und versuchten Anschlägen zwei Wochen später noch ungeklärt.


 
  
 
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