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marcosolo, 25. Februar 2006 um 12:33:57 MEZ Guantanamo Bay - Gefangene systematisch misshandelt Bisher geheim gehaltene FBI-Dokumente erheben schwere Vorwürfe gegen das amerikanische Militär: Illegale und aggressive Verhörmethoden wurden von höchster Ebene unterstützt. Die Foltervorwürfe gegen das amerikanische Militär reißen nicht ab. Nachdem erst kürzlich neue Bilder von zum Teil brutal misshandelten irakischen Häftlingen im berüchtigten Bagdader Abu Gohreb Gefängnis veröffentlicht wurden, verdichten sich jetzt die Hinweise, dass es auch in dem US-Militärgefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba zu schweren Übergriffen gegen Insassen kam. Aus bisher geheim gehaltenen Dokumenten der US-Bundespolizei FBI geht hervor, dass sich FBI-Beamte bereits in den Jahren 2002 bis 2004 über die "illegalen und aggressiven Verhörmethoden" der in Guantanamo Bay stationierten Fahnder des US-Militärgeheimdienstes (DIA) sowie des Ministeriums für Heimatschutz (DHS) beklagt hatten. Ihre Beschwerden, so heißt es darin weiter, seien jedoch auf führender Ebene zurückgewiesen worden. Gezielte Misshandlungen Bei den 90 000 Seiten umfassenden Dokumenten handelt es sich um E-mails und Notizen von FBI-Mitarbeitern, auf deren Freigabe die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU unter Berufung auf das US-Gesetz zur Informationsfreiheit (Freedom of Information Act) geklagt hatte. In den Memos halten FBI-Mitarbeiter dem US-Militär ebenso gezielte wie systematische Misshandlungen von Insassen in Guantanamo vor. Pornofilme als Folter So hätten zwei Militärermittler einen islamischen Gefangenen beim Verhör etwa dazu gezwungen, sich homosexuelle Pornofilme anzuschauen und ihm zugleich ein Dauerblitzlicht ins Gesicht gerichtet. Andere Häftlinge seien 16 bis 18 Stunden ohne Pause verhört, mit lauter Dauermusik beschallt oder in israelische Flaggen gewickelt worden. In vielen Fällen sollen sich die Militärfahnder als FBI-Beamte ausgegeben haben. Ermunterung von höherer Stelle In einer Aktennotiz vom 30. Mai 2003 beschweren sich FBI-Agenten offen über die Missbräuche in Guantanamo. Die DIA- und DHS-Mitarbeiter, die dort mutmaßliche Terroristen verhören würden, seien von höherer Stelle regelrecht dazu ermuntert worden, besonders harte Taktiken anzuwenden, deren Erfolg ebenso zweifelhaft sei, wie deren rechtliche Grundlage. "Diese Methoden stehen nicht nur im Widerspruch zu den in den USA zulässigen Verhörtechniken, sie werden zudem von Personen angewandt, die offensichtlich nur sehr wenig oder überhaupt keine Erfahrung haben, wie man sich auf rechtmäßige Weise Informationen (von Gefangenen) beschafft", heißt es in dem Memo weiter: "Bedauerlicherweise stoßen unsere Befürchtungen bei führenden DHS-Mitarbeitern in Guantanamo auf große Skepsis und erheblichen Widerstand." Guantanamo-General uneinsichtig Zu den Skeptikern zählte auch der damalige Leiter von Guantanamo Bay, Generalmajor Geoffrey Miller. Laut FBI favorisierte Miller beim Verhör von Gefangenen ebenfalls die agressiven Taktiken - trotz der eindringlichen FBI-Warnung, dass unter Folter gewonnene Informationen in der Regel wenig verlässlich und zudem vor Gericht nicht zulässig seien. Miller wurde später als Leiter nach Abu Gohreb versetzt, wo er ebenfalls "harte Verhöre" von irakischen Gefangenen unterstützt haben soll. Billigung durch das Pentagon In einem andere FBI-Dokument vom 5. Mai 2004 klagen Beamte darüber, dass das US-Verteidigungsministerium "auf allerhöchster Ebene" Verhörmethoden gebilligt habe, die darauf zielen würden, "Gefangene bewusst zu demütigen". Außerdem sei den Ermittlern gestattet worden, Häftlingen beim Verhör Kapuzen über die Augen zu ziehen, um ihnen die Sicht zu nehmen oder ihnen physische Gewalt anzudrohen. Folter mit Methode Für ACLU-Anwalt Jameel Jaffer sind die FBI-Dokumente der Beweis, "dass Misshandlungen und Folter von Gefangenen in Guantanamo nicht die Taten einiger weniger Schurken (im Militär) waren, sondern vielmehr des Ergebnis einer gezielten Politik an der Militär- und Pentagonspitze." "Wir besitzen jetzt überwältigende Indizien dafür, dass sowohl die politische als auch die militärische Führung diese Verhörmethoden befürwortet und damit sowohl nationales als auch internationales Recht gebrochen hat", meint Jaffer weiter: "Es ist völlig unakzeptabel, dass bisher kein führendes Regierungsmitglied zur Verantwortung gezogen wurde." Annan fordert Schließung Erst vor wenigen Tagen hatten die Vereinten Nationen der amerikanischen Regierung in einem Report vorgehalten, die Behandlung der Gefangenen in Gunatanamo Bay komme "einer Folter gleich". UN-Generalsekretär Kofi Annan fordert die Schließung des Lagers. Bush beschwichtigt Bisher stoßen die UN und Annan in Washington auf taube Ohren. Sowohl US-Präsident George W. Bush als auch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bestehen darauf, das umstrittene Lager weiter zu betreiben. Die dort rund 520 einsitzenden Gefangenen, so beteuern beide gebetsmühlenartig, würden Amerikas Geheimdiensten nach wie vor "wichtige Informationen für den Krieg gegen den Terrorismus" liefern. Zudem könne von Misshandlungen oder gar Folter doch überhaupt keine Rede sein, winkt Pentagonsprecher Michael Shavers ab: "Das Verteidigungsministerium behandelt alle Personen, die in Guantanamo festhalten werden menschlich. Und das wird auch weiterhin so bleiben". Was man im Pentagon unter "menschlicher Behandlung" versteht, lässt Shavers jedoch offen. |
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