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Alarm an den Börsen - Finanzhüter stemmen sich gegen Kreditkrise


Von Susanne Amann

Kursverluste an der Frankfurter Börse, Einbrüche an den Handelsplätzen in New York - die Hypothekenkrise versetzt die Märkte in Alarmstimmung. Zum zweiten Mal pumpte die Europäische Zentralbank heute massiv Geld in den Markt, am Nachmittag musste die US-Notenbank mit einer Milliarden-Aktion nachziehen.

Hamburg - Zwei riesige Geldspritzen binnen 24 Stunden - die Europäische Zentralbank (EZB) sieht offenbar großen Handlungsbedarf, um der Panik an den Finanzmärkten entgegenzuwirken. 94,8 Milliarden Euro stellten die Währungshüter den Banken schon gestern zur Verfügung. Heute kamen noch einmal 61,05 Milliarden Euro dazu (mehr...). So viel wie seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nicht mehr. Am Nachmittag zog auch die US-Notenbank nach und stellte den Kreditinstituten nochmal 19 Milliarden Dollar bereit - nachdem die US-Börsen ihre Talfahrt zu Handelsbeginn fortgesetzt hatten.

Dass die EZB so kurzfristig so viel Geld zur Verfügung stellt, zeigt, wie sehr die US-Hypothekenkrise die internationalen Finanzmärkte durcheinander wirbelt - und auch deutsche Banken in Bedrängnis bringt.

Als erste deutsche Bank war in der vergangenen Woche die Industriebank IKB in eine massive Schieflage geraten und konnte nur mit einer riesigen Finanzspritze der KfW-Bank gerettet werden (mehr...). Auch größere Banken wie die WestLB und SachsenLB gerieten in den Strudel der Verdächtigungen, dass sie an den risikoreichen Investments beteiligt waren.

Die Analysten erstaunt, dass sich deutsche Banken überhaupt mit so großen Summen im Subprime-Markt engagiert haben (allein die IKB soll zwischen 20 und 25 Milliarden Dollar investiert haben). Denn als Subprime werden Kreditgeschäfte bei Kunden mit niedriger Bonität bezeichnet. Über Jahre hatten Drückerkolonnen sozial schwachen Amerikanern Immobilienkredite verkauft, bei denen klar war, dass sie kaum zurückgezahlt werden können. Amerikanische Banken und Bausparkassen hatten genau diese Kredite dann aber an Investoren weitergereicht, die die Darlehen in Form komplexer Pakete an den Kapitalmarkt brachten. Hier kauften dann unter anderem die IKB Anteile.

"Mir war nicht bekannt, dass die IKB und einige Landesbanken so tief in die Hypothekenkrise verstrickt sind und tatsächlich dreistellige Summen in den sogenannten Subprime-Markt investiert haben", sagt Jens Ehrhardt, Vermögensverwalter und Fondmanager der gleichnamigen Fondsgesellschaft. Die Beinahe-Pleite des Staatsfinanzierers IKB in der vergangenen Woche habe zu einem großen Vertrauensverlust der Banken untereinander geführt. "Plötzlich wollte keiner mehr Geld verleihen, weil niemand weiß, welche Bank noch Probleme mit den faulen Krediten aus den USA bekommen wird."

SUBPRIME Als Subprime werden Schuldner mit niedriger Bonität bezeichnet, arme Menschen, die sich den Kredit, den sie aufnehmen, eigentlich nicht leisten können. Dieser Sektor des Kreditmarktes entwickelte sich seit Anfang Juni 2003, nachdem der damalige Notenbank- Chef Allen Greenspan den Leitzins auf ein Prozent abgesenkt hatte. Dadurch nahmen plötzlich viele Menschen Kredite für Hypotheken auf - ohne zu bedenken, dass sie diese später, bei höheren Zinsen, wieder zurückzahlen müssten. Der Markt boomt: Allein in den vergangenen zwei Jahren sollen US- Finanzdienstleister 3200 Milliarden Dollar an Hypothekendarlehen ausgegeben haben - rund 20 Prozent an Kunden geringer Bonität. "Momentan weiß keiner, wo die unsicheren Kredite sind", bestätigt auch Hendrik Leber, Fondsmanager und Geschäftsführer der Investmentberatung Acatis. Er vermutet, dass es noch eine große Bank erwischen wird, die ebenfalls zu viel in den sogenannten Subprime-Markt investiert hat. "Momentan verleihen die Kreditinstitute deshalb auch untereinander kein Geld mehr, was einen Liquiditätsengpass zur Folge hat, den die EZB mit ihrer Finanzspritze bekämpft."

Auch das Vorgehen der Banken in Amerika und in Deutschland löst inzwischen Kopfschütteln aus. "Das Neue daran ist, dass der Kreditgeber seine Kreditnehmer nicht mehr kennt", sagt Finanzanalyst Ehrhardt. So seien quasi Immobilien-Darlehen gegeben worden, ohne irgendeine Sicherheit zu haben. Ein Prinzip, nach dem keine der betroffenen Banken normalerweise arbeiten würde. Ehrhardt schätzt, dass etwa ein Drittel der in den USA vergebenen Hypothekenkredite schlechter Bonität nicht zurückgezahlt werden können - was insgesamt zu einem Schaden von etwa 300 Milliarden Dollar führen könnte.

Weitaus stärker hält sich dagegen Fondsmanager Leber in seinen Schätzungen zurück. "Nach dem, was bisher bekannt ist, gehe ich davon aus, dass es Ausfälle von 50 bis 100 Milliarden Dollar geben wird - ohne allerdings mögliche Schadensersatzforderungen gegenüber den Ratingagenturen miteinzurechnen." Denn die großen Ratingagenturen wie Standards&Poor's, Moddy's oder FitchRatings sind in seinen Augen mitverantwortlich für das Ausmaß der Krise. Sie beurteilen die Kreditwürdigkeit eines Schuldners, durch einen Code, der von "AAA" (höchste Qualität) bis "D" (zahlungsunfähig") reicht. Investoren verlassen sich gerade bei so komplexen Anlageformen wie es die Hypothekenkredite waren, in der Regel stark auf das Urteil der Ratingagenturen.

Immer lauter werden die Stimmen, die jetzt die Kontrolleure selbst kritisieren. Weil sie die Kreditpakete insgesamt zu hoch bewerteten und diese Ratings erst Mitte Juli absenkten - dann aber gleich so stark, dass es zu massiven Kurseinbrüchen kam. "Das Problem ist seit Herbst letzten Jahres bekannt und wird seit Monaten intensiv diskutiert. Trotzdem haben die Ratingagenturen nicht reagiert", sagt Leber. Er gehe deshalb davon aus, dass es massive Schadensersatzklagen gegen die Ratingagenturen geben wird.

"Die Ratten verlassen das sinkende Schiff"

Aber auch die amerikanische Notenbank hat nach Einschätzung von Analysten nicht richtig reagiert. "Sie hätte eindeutige Signale geben müssen, dass sie die Sache im Griff hat", sagt Finanzexperte Ehrhardt. Stattdessen habe man bestimmte Fonds einfach pleite gehen lassen und dabei zugesehen, wie Investoren ihre Gelder abgezogen hätten. "Da ist der Eindruck entstanden: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff."

Tatsächlich fürchten amerikanische Anleger, dass sich die Liquiditätskrise auch auf andere Bereiche ausdehnen und die Banken in Finanznöte bringen könnte. Immerhin versuchen Vertreter der US-Notenbank jetzt, derartigen Befürchtungen entgegenzutreten: Die Probleme seien ausschließlich auf den Markt für zweitklassige Hypothekenkredite beschränkt, sagte der Präsident der Fed von Minneapolis, Gary Stern. "Das Ausmaß ist also nicht sehr groß." Außerdem pumpte auch die US-Notenbank gestern und heute über 40 Milliarden Dollar in den Markt - so viel wie seit knapp vier Monaten nicht mehr.

SCHNELLTENDER Der Schnelltender ist ein zentrales geldpolitisches Instrument, mit der die EZB Liquiditätsschwankungen ausgleichen kann. Innerhalb kürzester Zeit - meist in ein bis zwei Stunden - kann die Bank zusätzliches Geld in den Markt pumpen oder abziehen. Er findet nur bei Bedarf statt und ist meist auf wenige Tage begrenzt. "Wenn durch Liquiditätssignale und Zinssenkung das fehlende Vertrauen wieder hergestellt werden kann, dann sind wir aus dem Gröbsten raus", sagt Ehrhardt. Denn auch wenn nicht nur die amerikanischen, sondern auch die europäischen und asiatischen Finanzmärkte wackelten, sei die Krise letzten Endes eine amerikanische Krise. Denn die Liquidität an den europäischen und asiatischen Aktienmärkten sei eigentlich gut, für die Krise gebe es aus dem Blickwinkel der Bewertung keinen Grund.

Eines allerdings ist klar: Dass sich mittelständische Banken wie die IKB überhaupt an solchen Investitionen beteiligt haben und die unsicheren Werte in ihr Portfolio aufgenommen haben, ist nach Ansicht von Investment-Experte Leber schlicht "fahrlässig und außerhalb ihrer Kompetenz". Er hätte die IKB deshalb auch nicht gerettet: "Verantwortungslose Spieler müssen pleite gehen."


 
  
 
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