Der erste Blogger hierzulande war Niklaus Meienberg, und zugleich der letzte Journalist. Doch er kapitulierte, befürchtete berechtigterweise, einverleibt zu werden vom Spektakel der Neunziger, das ihn zum blossen Unterhaltungswert erniedrigte, zum drolligen Hofnarren demütigte.

Blogger war er ideell deswegen, weil er Literatur und Journalismus einte, abenteuerlich und avantgardistisch mischte; je nach Situation, Umständen das eine oder andere nutzte, damit ausgesprochen, was unaussprechlich sei; ganz unbefangen, ganz natürlich, bisweilen ganz vulgär, da dem Volk aufs «Schnäbeli» gelugt: so eine authentische und unverfälschte Stimme des Volkes Befindlichkeiten ward.

Als Journalist, der niemals in Redaktionsstuben siechte, war er radikal subjektiv; schwindelte wie frisierte keinerlei «Objektivität», deren Wissenschaftlichkeit blosse Heuchelei fürs Spektakel sei. Ausschliesslich die eigene Empirie war die massgebende und nennenswerte, und die rettende wie stilbildende. Weil solcherart Weltanschauung damals nirgends beliebt und hofiert war, verbat zwischenzeitlich sogar der Tagesanzeiger ihn zu drucken.

Er hätte sicherlich, ganz gewiss gebloggt; wir hätten ihn natürlich freundlich empfangen, als einen der unsrigen anerkannt und gewürdigt; hier, in der schweizerischen Blogosphäre, hätte er denn auch publizieren und randalieren können, so ungestüm und haltlos, so unangepasst und revolutionär wie nirgendwo sonst.

¬ geschrieben von bd in Bloggen an sich, Medien an sich