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Freddie Mac dementiert Zahlungsunfähigkeit


Der angeschlagene US-Hypothekenkonzern Freddie Mac hat Spekulationen eines ehemaligen Notenbank-Gouverneurs über eine drohende Zahlungsunfähigkeit zurückgewiesen.

Der Konzern verfüge über ausreichend Kapital und halte an seinen Plänen fest, dieses zu gegebener Zeit aufzustocken, erklärte eine Sprecherin. Der Gesellschaft sei auch nicht bekannt, dass die Regierung ein Rettungspaket vorbereite.

Der ehemalige Fed-Gouverneur William Poole hatte zuvor in einem Interview gesagt, sowohl Freddie Mac als auch sein Schwesterkonzern Fannie Mae seien faktisch zahlungsunfähig. Die Aktien von Freddie Mac in New York um knapp 30 Prozent, Fannie Mae büssten 17 Prozent ein.

Zwangsversteigerungen klettern im Juni um 53 Prozent

  1. Juli 2008 Die amerikanische Immobilien- und Finanzkrise scheint immer ausgeprägter zu werden. Das zeigt sich nicht nur daran, dass der ehemaligen Fed-Gouverneurs William Poole die angeschlagenen amerikanische Hypotheken-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac für „faktisch zahlungsunfähig“ hält. Die Politik müsse dies anerkennen und möglicherweise ein Rettungspaket schnüren, erklärte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge laufen bereits entsprechende Beratungen im Finanzministerium und den zuständigen Aufsichtsbehörden.

Auf dieser Basis kann es nicht verwundern, dass die Aktien der beiden Unternehmen auch am Donnerstag wieder massive Kursverluste hinnehmen müssen, nachdem sie schon in den vergangenen Tagen deutlich unter Druck standen.

Massive Kursverluste bei den Aktien von Freddie Mac und Fannie Mae

Die Aktien von Freddie Mac verbuchen im frühen amerikanischen Handel einen Kursverlust von knapp 28 Prozent, die Papiere von Fannie Mae fallen rund 17 Prozent. Anleger forderten zudem auch einen höhere Risikoaufschlag für festverzinsliche Papiere der beiden Institute. Die Aktien von Freddie Mac haben seit November des Jahres 2006 rund 90 Prozent ihres Wertes verloren, jene von Fannie Mae gaben seit Mitte des vergangenen Jahres mehr als 80 Prozent nach.

Sie spüren die Krise am amerikanischen Immobilienmarkt voll, da sie den Markt im Kern über massive Marktanteile dominieren. Sie garantieren mehr als die Hälfte der ausstehenden Hauskredite im Wert von etwa 12 Billionen Dollar. Auf der anderen Seite waren sie schon immer vergleichsweise anfällig für alle möglichen Finanzierungs- und Bewertungsskandale, intransparent und unterkapitalisiert. Das rächt sich nun gleich doppelt. Denn das Misstrauen der Anleger führt dazu, dass sie vom Markt kaum frisches Kapital bekommen dürften. Dabei übersteigen die Verbindlichkeiten von Freddie dessen Vermögenswerte inzwischen um mehr als fünf Milliarden Dollar, erklärte Poole. Er geht davon aus, dass die amerikanische Regierung die beiden Unternehmen retten wird.

Das Ausmaß der Immobilienkrise zeigt sich unterdessen an der Anzahl der Zwangsvollstreckungen in den Vereinigten Staaten. Sie haben im Juni dramatisch zugenommen. Im Jahresvergleich stieg die Zahl um 53 Prozent. Die Aneignungen von Immobilien durch Banken verdreifachten sich sogar. Mit den sinkenden Hauspreisen bei zugleich steigender Zinsbelastung können immer mehr Amerikaner ihre Raten nicht zahlen.

Deutliche Wertverluste bei Häusern - zunehmende Zwangsversteigerungen

Über 252.000 Objekte befanden sich in irgendeiner Phase der Zwangsversteigerung, berichtet der Datenanbieter RealtyTrac. Damit wäre einer von 501 amerikanische Haushalten betroffen. „Das Problem der Zwangsversteigerungen verschlimmert sich. Es wird uns noch bis ins nächste Jahrzehnt erhalten bleiben“, prognostizierte Mark Zandi, Chef-Ökonom bei Moody's Economy.com. Seit dem Frühjahr 2006, als die amerikanische Häuserpreise den Höhepunkt erreicht hatten, ist für die Eigentümer der Wert ihrer Immobilien um insgesamt etwa 3,5 Billionen Dollar gesunken.

Bei 53 Prozent der Kreditnehmer von Subprime-Hypotheken wird bis Ende des Jahres der Wert ihres Hauses unter den Beleihungswert fallen, erwarten die Analysten von Credit Suisse in New York. Diese Quote werde 2009 noch auf 63 Prozent steigen. Die zunehmenden Zahlungsausfälle und Zwangsversteigerungen verstärken das bereits erhebliche Überangebot am amerikanische Immobilienmarkt und verlängern die Krise. Die höchste Rate an Zwangsversteigerungen hatte erneut der Bundesstaat Nevada. Einer von 122 Haushalten dort befand sich in einer Phase der Zwangsversteigerung, was viermal so hoch ist wie der nationale Durchschnitt. Am zweitstärksten war Kalifornien betroffen mit einem von 192 Haushalten.

Aufgrund dieser Entwicklung dürfte die amerikanische Wirtschaft mit großer Wahrscheinlichkeit in eine tiefe Rezession rutschen, aus der sie sich nicht allzu schnell wird erholen können. Genau das dürfte in der restlichen Welt bremsend zu spüren sein, da in der Vergangenheit viele der hergestellten Produkte letztlich beim amerikanischen Konsumenten landeten. Nun muss dieser den Gürtel enger schnallen. In diesem Sinne dürfte es für Anleger ratsam sein, nicht zu schnell auf die Erholung der Konjunktur zu setzen, schon gar nicht auf die der Finanzwerte.

Text: @cri


 
  
 
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