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That's stupid, white man!


Von Markus Deggerich

Harry Potter war gestern. Eine Woche nach dem Verkaufsstart seines fünften Abenteuers muss der bebrillte Zauberer zur Seite rücken. Buchhandlungen machen Platz für den Magier Michael Moore, dessen drittes Buch in Deutschland ab Freitag wieder hochgestapelt wird.

In der "Zeit" grüßte er vergangene Woche mit einem Vorabdruck seines Vorwortes schon mal alle Deutsche guten (Un)Willens. Und davon gibt es viele. Durch "Stupid White Men" ist Michael Moore in den Augen vieler Deutschen der beste Amerikaner seit John F. Kennedy, schrieb das US-Magazin "Publishers Weekly". Dieses Buch verkaufte sich in Deutschland besser als in den USA - fast 1,1 Millionen Mal im ersten Jahr. Nun fragt er: "Dude, Where's My Country?" (Mann, was hast du mit meinem Land gemacht?) Moore nimmt wieder seinen Lieblingsfeind ins Fadenkreuz: George W. Bush. Auf dem Umschlag reißt er plakativ eine Saddam-Statue mit Bushs Kopf vom Sockel - ohne allerdings das Ende der offiziellen Kampfhandlungen gegen seinen Lieblingsgegner zu erklären. So wie Bush Saddam brauchte für die Legitimierung seines Feldzuges, braucht Moore den US-Präsidenten als Katalysator, um seine Thesen zu ventilieren. Er will den Regimewechsel in Washington um den Untergang der amerikanischen Demokratie noch aufzuhalten, den Bush und seine "Konzern-Kumpel" unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung vorantreiben.

Auf über 200 luftig bedruckten Seiten kalauert er in bekannter Manier ohne allzu große Mühe auf Recherchen oder überprüfbare Fakten zu verwenden: "Bush hat kein Mandat von mir, ich hab ihm nicht gesagt, er solle das Böse bekämpfen." Das stimmt. Aber wer hat Moore das Mandat für ein weiteres Buch erteilt? In dem Fall sind wir Deutschen das Tätervolk: Wir haben Moores Bücher und Filme zu Kassenschlagern gemacht, da kann er gar nicht anders als "Reloaded" und "Revolutions" auszurufen. Immerhin bedankt er sich dafür, indem er uns diesmal nicht nur vor Bush schützen will, sondern auch vor uns selbst.

"Jetzt wird alles immer weniger"

"Ihr Deutschen habt doch immer gesagt: "Wir sind füreinander verantwortlich", schreibt er und kommt zu der seltsamen Erkenntnis: "Deshalb gab es bei euch die Krankenversorgung, die Ausbildung und überhaupt alles, was alle brauchen, umsonst. Aber jetzt wird das alles immer weniger." Das ist zwar falsch, aber, hey, schmeichelhaft.

Moore hat schon immer Fakten gerne etwas freier interpretiert, wenn das seiner Wahrheitsfindung diente. So verfährt er auch in dem neuen Buch nach dem Motto "Moore and more", um uns zu erklären: "Es ist, als ob ihr euch in uns verwandelt, in ein Volk, das glaubt, dass die Reichen immer reicher werden müssten und alle anderen ihnen den Arsch küssen sollten. Ach, kommt schon, ihr Deutschen, ihr wisst es doch besser!"

Stimmt, wir sind Besserwisser. Deshalb haben sich in Deutschland in jüngster Zeit ein paar Medien die Mühe gemacht, Moores Thesen und Behauptungen zu überprüfen, die er zum Ausgangspunkt seiner unterhaltsam formulierten Tiraden macht. Von der "Welt am Sonntag" bis zur "Süddeutschen Zeitung" werden dem Oscar-Preisträger dabei wenig schmeichelhafte Zeugnisse ausgestellt: Shame on you, Mr. Moore.

Markenhaus Moore

Moores Selbstinszenierung, die den Charme seiner Filme prägt, wird in seinen Büchern zum nervtötenden Daueralarm. Im ironischen Plauderton referiert er unstrukturiert und redundant seinen Bericht zur Lage der (US-)Nation im einzelnen und der Welt im besonderen. Aber zwischen gut gemeint und gut gemacht besteht ein Unterschied. Seine Fangemeinde wird das nicht weiter behelligen, für sie ist jede Neuerscheinung aus dem Markenhaus Moore eine Erscheinung - und Trost.

Moores Resonanzboden ist die Ohnmacht, vielleicht auch Faulheit, der westlichen Linken. Er dient als unterhaltsamer Kronzeuge für ein bereits vorhandenes Weltbild, als Zitatelieferant - und es macht natürlich mehr Eindruck, wenn man beim US-Bashing einen Amerikaner zitieren kann. Aber warum findet man dann nicht die Bücher von Susan Sontag oder Noam Chomsky in den deutschen Bestsellerlisten? Weil sie nachhaltige Kopfarbeit leisten. Moore bedient den bequemen Bauch und weiter oben allenfalls noch das Zwerchfell. Das ist manchmal tragisch und oft bedenklich, weil er viele richtige Ansätze hat, um sich dann eitel zu verfaseln und zu verrennen. Er entlässt seine Gegner und die Attackierten damit aus der Pflicht, sich mit Argumenten zu beschäftigen: That's stupid, white man.

Moores Präsentation des neuen Buches gleicht einer Tournee: Deutschland (be)sucht den guten Amerikaner. Auf großen Bühnen wird er ab Sonntag sein politisches Kabarett abspulen, in mehreren Städten ausverkauft trotz Zusatzterminen. Der amerikanische Patient, aus viel Fleisch und heißem Blut, trifft auf die deutsche Wellness-Welle der Willigen. Die Geister, die er rief, werden magic Moore auf Händen tragen. Harry Potter kann noch viel lernen.


 
  
 
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