Die neue Offensive auf der Jagd nach Osama Bin Laden hat eine Flut neuer Gerüchte hervorgerufen. Während iranische Quellen melden, der Terroristen-Führer sei schon seit langem in Gewahrsam, steht die Ergreifung einer britischen Zeitung zufolge unmittelbar bevor. Die Amerikaner werden nicht müde, zu dementieren. Teheran/Wana - So widersprach das US-Verteidigungsministerium am Samstag auch dem iranischen Medienbericht, wonach Bin Laden bereits gefasst worden sein soll. Die iranische Nachrichtenagentur Irna bezog sich dabei auf eine Meldung des staatlichen Rundfunks, der wiederum eine "sehr verlässliche Quelle" zitierte. Auch Pakistans Außenminister Khursheed Mehmood Kasuri sagte, er könne den Inhalt der Meldung nicht bestätigen.

Der Sprecher der US- Armee in Afghanistan, Bryan Hilferty gab sich allerdings zuversichtlich, dass die amerikanisch geführten Koalitionsstreitkräfte den Muslimextremisten auf die Spur zu kommen. Verbesserte Geheimdiensterkenntnisse und zunehmend bessere Taktiken der Bodentruppen könnten dazu beitragen, sagte Hilferty am Samstag vor Journalisten in Kabul. Mit der Zeit hätte die Zahl der Hinweise aus der Bevölkerung zugenommen. Dies sei der Schlüssel im Kampf gegen den Terrorismus. Gleichzeitig bestätigte Hilferty, dass die Militäroffensive an der Grenze zu Pakistan gegen Kämpfer der El Kaida und des gestürzten Taliban-Regimes weitergehe.

Hintergrund der Gerüchte ist die derzeitige Offensive der Terroristenjäger. US-Truppen in Afghanistan und pakistanische Soldaten gehen derzeit in einer abgestimmten Operation gegen al-Qaida-Mitglieder und Angehörige der radikal-islamischen Taliban im Grenzgebiet beider Länder vor. Am Samstag töteten pakistanische Soldaten dabei mindestens elf Menschen beim Beschuss eines Lieferwagens, in dem sie radikale Moslems vermuteten.

Die Soldaten hatten das Auto in der pakistanischen Region Süd-Waziristan beschossen, kurz nachdem eines ihrer Militärlager angegriffen worden sei, sagte ein Militärsprecher. Ein Armeelager sei mit Granaten und ein Kontrollposten von zwei oder drei Autos heraus beschossen worden. Es sei nicht auszuschließen, dass in dem folgenden Kreuzfeuer auch Zivilisten getötet worden seien. Nach Armeeangaben wurden 16 Menschen festgenommen. Ein Geheimdienstvertreter sagte Reuters, erste Ermittlungsergebnisse deuteten darauf hin, dass die Getöteten keine Extremisten seien. Zeugen berichteten, unter den Toten seien fünf Angehörige eines lokalen Stammes und sechs Afghanen.

Vor wenigen Tagen hatte eine britische Zeitung bereits gemeldet, Bin Ladens Versteck in Pakistan sei weiträumig umstellt, seine Festnahme nur eine Frage der Zeit. Der iranische Journalist, der für die Rundfunkmeldung verantwortlich ist, sagte, der Sender habe schon vor einem Jahr die Festnahme Bin Ladens gemeldet. Aus einer neuen Quelle habe er am Freitag die Bestätigung erhalten, dass der al-Qaida-Chef bereits "vor langer Zeit" festgenommen worden sei. "Das kann ein Monat sein, das kann ein Jahr sein, aber er ist festgenommen worden".

Er weigerte sich indes, seinen Informanten zu nennen oder zu sagen, woher dieser über die Festnahme Bin Ladens Bescheid weiß. "Meine Quelle hat es gesagt, und er weiß es", erklärte er lediglich und fügte hinzu, die US-Regierung halte die Information zurück, um zum passenden Zeitpunkt der Kampagne von Präsident George W. Bush für seine Wiederwahl damit einen Schub zu geben. In den USA finden am 2. November Präsidentenwahlen statt.