Seit längerem zweifeln Kritiker von George W. Bush daran, ob der Präsident seinen Militärdienst bei der Nationalgarde ordnungsgemäß abgeleistet hat. Ausgerechnet jene Unterlagen, die diese Frage klären könnten, wurden nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums unabsichtlich vernichtet.

Houston - Laut einem Schreiben des Pentagons an die "New York Times" wurden die fraglichen Dokumente bereits in den Jahren 1996 und 1997 zerstört, als die Buchhaltung des Ministeriums versuchte, auf Microfiche gespeicherte Gehaltsabrechnungen wiederherzustellen. Bei dem Vorgang seien unglücklicherweise die Lohndaten zahlreicher Mitglieder des Militärs vernichtet worden, darunter auch die von Präsident George W. Bush.

Bush war Ende der sechziger Jahre von der Nationalgarde zum Piloten ausgebildet worden. Ungeklärt ist allerdings, ob er auch tatsächlich den gesamten Dienst abgeleistete. Seine politischen Gegner haben in der Vergangenheit den Vorwurf erhoben, der Präsident sei ab Mitte 1972 dem Dienst unerlaubt ferngeblieben. Im Mai des fraglichen Jahres siedelte Bush nach Alabama um, wo er politisch tätig wurde. Zudem ist ungeklärt, warum der junge Bush im Jahr 1972 einer vorgeschriebenen medizinischen Untersuchung fernblieb.

Nach eigenen Angaben leistete Bush seinen restlichen Dienst in Alabama ab, wofür es aber bisher weder Zeugen noch schriftliche Belege gibt, mit Ausnahme eines Belegs über eine zahnärztliche Untersuchung. Zwar hat das Weiße Haus als Antwort auf eine vor einiger Zeit gestellten Anfrage zahlreiche Dokumente zum Militärdienst des Präsidenten veröffentlicht. Wichtige Unterlagen über den fraglichen Zeitraum sind bisher jedoch nicht zugänglich. Sowohl die "New York Times" als auch die Associated Press haben formelle Anträge beim Pentagon gestellt, die AP hat das Ministerium inzwischen gar auf Herausgabe der Dokumente verklagt.

In der Vergangenheit hatte das Pentagon laut "Times" nie darauf hingewiesen, dass ein Teil der Bush-Unterlagen bereits vor Jahren vernichtet worden seien. Laut dem Schreiben des Ministeriums an die Zeitung gab es neben den zerstörten Microfiches offenbar auch keine Papierkopien.