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marcosolo, 19. November 2007 um 20:52:23 MEZ
Das grosse Bangen vor Weihnachten Auf die Immobilienkrise folgt die Konsumschwäche: In den USA wächst die Sorge um Zahlungsprobleme der Haushalte. Die in den USA führende Kreditkartenfirma Mastercard hat ein hervorragendes Jahr hinter sich. Seit dem Börsengang 2006 ist ihr Wert um fast das Fünffache gestiegen. Nicht erstaunlich also, drängt auch Hauptkonkurrentin Visa an die Börse. Sie hofft, 10 Milliarden Dollar zu lösen. Wenn das Vorhaben gelingt, wäre der Visa-Börsengang der grösste seit fünf Jahren. Doch diese Rekordwerte täuschen. Die beiden Unternehmen sind nicht direkt für die Kredite verantwortlich, sondern betätigen sich als Vermittler zwischen den Banken und den Konsumenten und machen ihre Gewinne mit den Transaktionsspesen. Sie sind deswegen von der akuten Kreditklemme nicht direkt betroffen. Dass sie aber beide innerhalb von nur 18 Monaten an die Börse drängen, ist für Fachleute nicht zwingend ein Zeichen der Stärke, sondern eher Anlass zur Sorge. Denn hinter Mastercard und Visa stecken die grossen US-Banken, und sie kassieren nun via den Börsengang ihre Chips, solange sie noch etwas einbringen. So gut wie die letzten vier Jahren hatten es die Kreditkartenfirmen schon lange nicht mehr. Die Zahl der Privatkonkurse ging stark zurück, nachdem der Kongress die Hürden dafür stark erhöht hatte. Zudem konnten sich US-Haushalte dank den tiefen Zinsen sehr lange günstig refinanzieren, teilweise sogar auf höchst riskante Art und Weise, indem sie nämlich auf ihren Kreditkarten Darlehen aufnahmen, um die Hypotheken abzuzahlen. Kreditklemme bei Privaten Seit dem Spätsommer verdichten sich nun aber die Anzeichen, dass die Kreditklemme auch die Privathaushalte erfasst und damit den Konsum bremst. Für die US-Wirtschaft wäre dies scher zu verkraften: Fast 70 Prozent des Wachstum steuern die Konsumenten bei. Und sie sind derzeit über ihre Kreditkarten mit rund 900 Milliarden Dollar verschuldetet. Diese Zahl lässt deswegen aufhorchen, weil sie praktisch gleich gross ist wie die Summe der riskanten, auf Hypotheken gebauten Kreditpakete der Banken. Sollte also die Konsumlaune nachlassen, würde die Kreditkrise noch verschärft und verlängert. Die Stimmung vor Weihnachten ist gespannt, nachdem der Detailhandel bisher sehr durchzogene Umsätze meldete. Die Kaffeehauskette Starbucks sah zum ersten Mal überhaupt in der Firmengeschichte weniger Gäste in den USA. «Der wirtschaftliche Gegenwind ist stärker als erwartet», sagt Starbucks-Chef Jim Donald. Williams-Sonoma, die führende Kette für teurere Kücheneinrichtungen, warnte vor tieferen Gewinnen, auch andere Detaillisten sehen den kommenden Wochen mit Bangen entgegen. Die Ausnahme bildet Wal-Mart; doch hatte der Billiganbieter schon ab Oktober Weihnachtsrabatte gewährt, um den Umsatz anzukurbeln. Zurück auf dem Boden Die Schwäche wirft immer weitere Kreise. Im September nahmen die Konsumkredite nur noch um 3,7 Milliarden Dollar zu, mehr als 5 Milliarden weniger als erwartet. Die Citigroup kündete darauf an, zusätzlich 2,3 Milliarden für Kreditkartenverluste beiseite zu legen. American Express sprach erstmals von «Anzeichen einer Anspannung» und hob die Rückstellungen im US-Kreditgeschäft um 44 Prozent an. Bis anhin seien die Kreditkarten und das Autoleasing noch relativ immun gegenüber der Schwäche auf dem Hypothekenmarkt gewesen, teilte die Ratingagentur Finch vor zwei Wochen mit. «Wir erwarten aber, dass die Verluste und Zahlungsausfälle zunehmen». 2008 könnte so zum Jahr der Selbstbesinnung werden, meint die FTN Financial in New York. Die Konsumausgaben dürften nur noch 1,0 bis 1,5 Prozent steigen. Was im Immobilienmarkt verloren gegangen ist, so die Bank, wird durch Konsumkredite nicht mehr wettgemacht. Mit anderen Worten: Zum ersten Mal seit langen besteht die Aussicht, dass die US-Haushalte nicht mehr auf Pump leben, sondern ihre Ausgaben den Einkommen anpassen müssen. ... Link marcosolo, 19. November 2007 um 18:26:38 MEZ Ahmadinedschad macht sich über den Dollar lustig Der Dollar schwächelt. Die Opec-Staaten Iran und Venezuela, nicht gerade Freunde der USA, würden Erdöl daher künftig lieber in anderen Währungen als dem Dollar abrechnen. Irans Präsident Ahmadinedschad sagte, man würde für wertvolles Öl nur noch "wertloses Papier" von den USA bekommen. Hamburg - "Sie kriegen unser Öl und sie geben uns dafür ein wertloses Stück Papier", sagte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Rande der Opec-Konferenz im saudi-arabischen Riad, wie die "Financial Times" berichtet. Iran und Venezuela drängen die Opec-Staaten, die Abrechnung von Öl in der US-Währung zu beenden und eine andere Währung zu nutzen. Gastgeber Saudi-Arabien weist diese Forderung zurück und will die Währungsfrage nicht zum Thema der Konferenz machen. Dollar-Kritiker Ahmadinedschad, Chávez: "Sie kriegen unser Öl und sie geben uns dafür ein wertloses Stück Papier" Venezuelas Präsident Hugo Chávez hatte den Gipfel der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gestern mit einer Warnung an die USA eröffnet: "Wenn die USA so verrückt wären, Iran anzugreifen oder erneut Venezuela zu attackieren, könnte der Preis für ein Barrel Öl nicht 100, sondern 200 Dollar erreichen." Chávez sagte, Öl sei die "Quelle aller Aggressionen" in der Welt und der "unterschwellige Grund" für den Irak-Krieg und die Drohungen gegen Iran. Die Opec sollte sich seiner Meinung nach zu einem "aktiven geopolitischen Agenten entwickeln", sagte er. Saudi-Arabien widersprach auch Chávez: Die Opec habe zwei Ziele, nämlich die Mitgliedsländer und die Weltwirtschaft zu schützen und "unerwarteten Störungen des Ölpreises" entgegen zu wirken. Später sagte Chávez: "Der Fall des Dollars ist nicht nur der Fall des Dollars, es ist der Fall des nordamerikanischen Reichs. Wir müssen darauf vorbereitet sein." In ihrer Haltung gegenüber sind sich die Opec-Staaten uneinig, Übereinstimmung besteht aber darüber, dass sie die Auswirkungen des schwachen Dollars auf den Ölpreis erörtern wollen. Laut "Financial Times" wollen sich die zuständigen Minister der Mitgliedsländer in den kommenden Wochen dazu treffen. Der Ölpreis stieg heute wieder leicht an und überstieg am Morgen vorübergehend die Marke von 95 Dollar pro Barrel (159 Liter). Später gab der Preis wieder nach. Händler machten für die Entwicklung vor allem den anhaltend schwachen Dollar verantwortlich. Dies könne die Opec dazu veranlassen, für den Energierohstoff höhere Preise zu verlangen, weil sie ihn zunehmend als unterbewertet betrachten, hieß es. Damit bestätigten sie die Kritik Irans und Venezuelas am Dollar. China unterstützt indes nach Angaben seines Zentralbankchefs einen starken Dollar. Dies sei nötig, um die Weltwirtschaft gesund zu halten, sagte Zhou Xiaochuan heute bei einem Treffen mit Kollegen in Kapstadt, wo die anhaltende Dollar-Schwäche Thema ist. Generell hoffe die Regierung in Peking, dass die jüngsten Markt-Turbulenzen in Folge der US-Hypothekenkrise bald überstanden seien. ... Link marcosolo, 16. November 2007 um 23:34:22 MEZ Das Ende des Go-Go-Wachstums Von Marc Pitzke, New York Die US-Kreditkrise fordert immer mehr Opfer an der Wall Street. Die Kurse der Großbanken brechen ein, mächtige CEOs stürzen, Boni schrumpfen, mehr als 141.000 Finanzangestellte haben schon ihren Job verloren. Und Experten warnen: Das ist erst der Anfang. New York - Melancholische Herbstgestecke. Gedämpfte Farben. Zu Stillleben gestapeltes Obst. Eine Aura aus Tristesse und Komfort zugleich beherrscht die vierte Konferenzetage des Millennium Broadway Hotels am Times Square. Die Atmosphäre ist durchaus passend. Sie trifft die Stimmung der Gäste. Händler an der New Yorker Börse: "Weitere Blutbäder stehen bevor" Hier, in demonstrativer Distanz zur acht Kilometer entfernten Wall Street, hat die US-Investmentbank Merrill Lynch diese Woche zu einer dreitägigen Finanzkonferenz geladen - ihrem alljährlichen Kriegsrat mit der Konkurrenz. Unter Ausschluss der Presse treffen sich dort die Spitzenmanager der größten Kredit- und Brokerhäuser mit New Yorks einflussreichsten Analysten, um mal richtig Tacheles zu reden. Am Ende der drei Tage stand dann fest: Die Tagung war dieses Jahr vor allem eine Gruppentherapie. Denn die Lage an der Wall Street ist so miserabel wie lange nicht mehr - und wird sich allen Experten zufolge noch weiter verschlimmern, bevor sie sich verbessert. Ein CEO nach dem anderen trat im Millennium ans Pult und präsentierte deprimierende Zahlen - illustriert von nicht minder deprimierenden Grafiken. Trotzdem versuchten sie, sich gegenseitig Mut zuzusprechen. Etwa Sam Molinaro, der Finanzchef von Bear Stearns Chart zeigen: Der offenbarte im Millennium, dass er wegen der Hypothekenkrise mindestens 1,2 Milliarden Dollar abschreiben müsse - was zum ersten Quartalsverlust überhaupt in der 84-jährigen Firmengeschichte führen werde. Mehr noch: "Unsere Sicht des Hypothekenmarkts ist pessimistisch", sagte Molinaro. "Die Fundamentals bleiben sehr herausfordernd." Wie Hurrikan "Katrina" an der Wall Street Nicht nur für Bear Stearns. Ingesamt haben die US-Großbanken im Sog des Immobilienstrudels bisher rund 45 Milliarden Dollar verloren, und täglich werden es mehr. Molinaris Kollege Joseph Price von der Bank of America Chart zeigen enthüllte, ebenfalls im Millennium, drei Milliarden Dollar an Abschreibungen, und unkte, die Marktbedingungen würden sich "möglicherweise noch weiter verschlechtern". Die Kreditkrise wurde zur Vertrauenskrise - und droht nun auch zur Wirtschaftskrise zu werden. Währungsspekulant und Investment-Milliardär George Soros jedenfalls sieht die USA - nach Jahren des Prassens auf Pump - "am Rande einer sehr ernsten wirtschaftlichen Korrektur". "Die Wirtschaft am Abgrund", titelte auch die "Business Week". Ein gewagtes Bild, zumal die US-Konjunktur unverwüstlich scheint - "robust", wie Notenbankchef Ben Bernanke den Kongress vorige Woche beruhigte. David Leonhardt, ein Wirtschaftskolumnist der "New York Times", sieht die Entwicklung sogar als eine wohlverdiente kalte Dusche und als solche "geradezu willkommen": Was abstürze, müsse auch wieder aufsteigen - Augen zu und durch. ... Link |
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