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marcosolo, 18. Oktober 2005 um 21:44:00 MESZ
Judith Miller ? Pre$$titute at large. ?Wenn ein Bankmitarbeiter die Kontodaten und PIN eines Kunden einem Journalisten verrät, der sie dann veröffentlicht und so dafür sorgt, dass das Konto des Kunden leergeräumt wird, kann sich dieser Journalist nicht auf den Schutz seiner Quelle berufen. Insofern hat auch dieser Fall mit einem "Streit um die Pressefreiheit", wie die Mainstream-Medien suggerieren, gar nichts zu tun - vielmehr wurde hier die Presse benutzt, um eine Straftat zu begehen.Die Seifenoper um die "Pressefreiheit" dient nur dazu, dies weiterhin zu vertuschen?.? So lautete mein Kommentar am 6. Juli ( mehr hier , hier und hier ) über den Fall der Starreporterin der ?New York Times? Judith Miller. Wer mal ein bißchen googelt und die Beiträge der Mainstreammedien über Miller aus den letzten Monaten studiert , wird natürlich ganz anderes finden: Elogen über die ?Märtyrerin? Miller und ihre ?Standhaftigkeit? in Sachen Quellenschutz, Journalistenrechte, Pressefreiheit ? und allenfalls einen Nebensatz zu ihren Fake-Berichten über die WMD des Irak, die allein schon längst hätten ausreichen müssen, um Mrs. Miller als Journalistin ein für allemal zu diskreditieren. Ihr 85 Tage Tage im Knast trat sie dann ja nicht als freiwillige Buße dafür an, die NYT-Leser und den Rest der Nation mit erfunden Berichten auf der Titelseite in einen illegalen Krieg gehetzt zu haben, sondern um ihre ?Quellen? bei einer anderen illegalen Aktion ? dem ?Outing? der Ehefrau Joe Wilsons als CIA-Agentin durch die Bush-Regierung ? zu schützen. Dass es sich bei diesen Quellen um den Chefberater des Präsidenten Rove und den Bürochef des Vizepräsidenten Libby handelte, ist seit langem ein offenes Geheimnis. Doch was behauptet nun Miller am Sonntag, als sie und die NYT sich zum ersten Mal über die Sache äußern: sie kann sich nicht mehr erinnern, wer ihr den Namen ?Valerie Flame? ? wie er falsch in ihrem Notizbuch steht ? genannt hat ! Sie hat also vergessen, für wen sie drei Monate hinter Gittern zubrachte. Wir könnten da ein bißchen nachhelfen: der Mann ist noch einflußreicher als Rove oder Libby, hat an den Erkenntnissen der CIA und anderer Nachrichtendiensten vorbei die Irak-Invasion mit Falschmeldungen gepusht, mit seinen Aktienoptionen des Kriegsprofiteurs Halliburton im letzten Jahr eine Rendite von 3281 % erzielt und heißt Dick Cheney. Veröffentlicht um: 12:25 Uhr. | Beitrag von: broeckers ... Link marcosolo, 18. Oktober 2005 um 20:11:36 MESZ Cheneygate. "Seit Sonntag ist klar, dass die Journalistin keine journalistische Märtyrerin ist, sondern Teil eines Skandals, bei dem es nicht nur um die Grenzen des Journalismus geht, sondern um den Bestand der US-Regierung." - behauptet heute das ehemalige Nachrichtenmagazin. Klar ist das freilich nicht erst "seit Sonntag", sondern schon seit Monaten - und wer es wissen und darüber berichten wollte, hätte es auch tun können. Doch das Medienbordell schwieg nicht nur durch die Bank, es salvierte die Top-Propaganda-Schranze Miller auch noch mit Weihrauch für ihre "Standhaftigkeit". Erst jetzt, wo der Skandal unübersehbar geworden nicht mehr ignoriert werden kann, wird halbwegs angemessen berichtet. Aber eben auch nur halbwegs, denn es geht hier nicht um eine korrupte Journalistin, sondern es geht um ein kriminelles Regime, dass wegen Verrats und Kriegsverbrechen vor Gericht gehört. Die Mainstreammedien funktionieren wie ein Autofahrer, der alles nur im Rückspiegel wahrnimmt: die Realität, die sich im Blick nach vorn auftut, wird beharrlich ignoriert, die Beifahrer, die darauf aufmerksam machen, als unwichtig und paranoid abgetan - um dann, wenn der Skandal endlich auch im Rückspiegel auftaucht, ihn mit dem Gestus "Was wollt ihr denn, das ist doch gar nichts Neues" gleich wieder zu minimieren. Veröffentlicht um: 14:36 Uhr. | Beitrag von: broeckers ... Link marcosolo, 18. Oktober 2005 um 19:32:16 MESZ Star-Reporterin stürzt "New York Times" in Sinnkrise Von Marc Pitzke, New York Der Skandal um eine durchs Weiße Haus enttarnte CIA-Agentin erfasst nun auch die "New York Times". Die Star-Reporterin Judith Miller ist tiefer in den Fall verwickelt als bisher bekannt. In der Redaktion und in der Medienbranche herrschen Entsetzen und Empörung. New York - Das Aladdin-Casino zählt zu den eher zweitrangigen Attraktionen in Las Vegas. Der Hotel- und Zocker-Komplex rangiert weit hinter Edelrivalen wie dem Wynn oder dem Bellagio. Daran ändert auch der Magier Steve Wyrick wenig, der im Aladdin allabendlich seine Illusionstricks vorführt, unter anderem das obligatorische Zersägen der Jungfrau. Eine Illusions-Show ganz anderer Art ist für heute Abend im Grand Ballroom des Aladdin geplant. Dann nämlich verleiht die Society of Professional Journalists ihren First Amendment Award "für außerordentliche Bemühungen, die Presse- und Meinungsfreiheit zu wahren". Doch viele Kollegen bleiben dem Festakt fern: Sie haben etwas gegen die Preisträgerin. Die müsste stattdessen, so forderte das US-Fachblatt "Editor & Publisher" gestern, "wegen Verbrechen gegen den Journalismus sofort entlassen werden". Bei der umstrittenen Dame handelt es sich um Judith Miller, langjährige Star-Reporterin der "New York Times". Umstritten? Darbte die Pulitzer-Preisträgerin nicht gerade erst 85 Tage in Beugehaft, weil sie sich weigerte, der Justiz eine ihrer anonymen Quellen im Weißen Haus preiszugeben? Potentieller Geheimnisverrat Seit Sonntag ist klar, dass die Journalistin keine journalistische Märtyrerin ist, sondern Teil eines Skandals, bei dem es nicht nur um die Grenzen des Journalismus geht, sondern um den Bestand der US-Regierung. Miller hat die ehrwürdige "New York Times" - in den Strudel eines Politkrimis hineingerissen, wie ihn Washington seit Watergate nicht erlebt hat. "Das ist schlimmer als Jayson Blair", sagt der Journalismusprofessor Jay Rosen, an den Serienfälscher bei der "Times" erinnernd. Es ist das jüngste Kapitel eines Sensationsfalls, der in den nächsten Tagen sein dramatisches Finale erreichen dürfte. Dabei könnte nicht nur Miller ihren Job verlieren - sondern auch, wie Regierungskreise inzwischen einräumen, die beiden wichtigsten Strategen im Weißen Haus: Präsident George W. Bushs "Architekt" Karl Rove und Scooter Libby, der Stabschef des Vizepräsidenten. Begonnen hat alles im Juli 2003 mit einer Kolumne des Ex-Diplomaten Joe Wilson in der "New York Times". Darin widerlegte Wilson Bushs Behauptung, Saddam Hussein habe versucht, sich Uran für eine Atombombe zu verschaffen, eine der Rechtfertigungen für den Einmarsch in den Irak. Prompt outete das Weiße Haus, vermutlich um Wilson zu diskreditieren, dessen Ehefrau Valerie Plame als CIA-Agentin, indem ihr Name an die Presse gegeben wurde - ein potentieller Geheimnisverrat von oberster Regierungsstelle. Coming-Out mit Fragezeichen Unter den Reportern, die so von Plames Geheimtätigkeit informiert wurden, war auch Judith Miller. Auch wenn sie letztlich nichts darüber schrieb, so wurde sie dennoch von Sonderstaatsanwalt Patrick Fitzgerald, der seine Ermittlungen bis Ende Oktober beenden will, zur Aussage gezwungen. Nach wochenlanger Beugehaft gab Miller schließlich zu, ihr Informant sitze direkt im Herzen der Macht: Scooter Libby. Zuvor hatte Matt Cooper von "Time" seine Quelle als Karl Rove identifiziert, um Beugehaft zu vermeiden. Doch damit hatten die Probleme für Miller und die "New York Times" erst begonnen. Denn Judith Miller schwieg über ihre zwiespältige Rolle - auch gegenüber der eigenen Redaktion, die bis zuletzt keine Ahnung hatte, wie tief ihre Edelfeder in den Affärensumpf verstrickt ist. Erst am Wochenende leistete Miller eine Art Offenbarungseid. Doch ihr Coming-Out, 4584 Worte in der Sonntags-"Times", "bescherte dem Leser genau so viele Fragen wie Antworten", schimpft der Washingtoner Bürochef des Magazins "Nation", David Corn. Aktive Insider-Rolle Zugleich offenbarte aber eine begleitende Introspektion der "Times", die sich über drei Seiten hinzog und der qualvollen Selbstgeißelung nach der Blair-Affäre gleichkam, eine tiefe Sinnkrise in der Redaktion. Es ist immer hochnotpeinlich für eine Zeitung, über eigene Skandale berichten zu müssen. Diesmal aber geht es um eine Staatsaffäre, die tief in den West Wing hineinreicht: Die Werbung für den Irak-Feldzug mit vom Weißen Haus forcierten Fehlinformationen über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen (WMD). Judith Miller und die Chefs der "New York Times" spielten dabei eine viel aktivere Insider-Rolle als bisher bekannt. In ihrem Text macht Miller jetzt keinen Hehl mehr aus ihrer engen Verbindung zu Libby. Schon vor dem Irak-Krieg hatte sie die Legende von den Massenvernichtungswaffen in mehreren, inzwischen widerlegten Artikeln, gestützt; Libby sei dabei einer der wichtigsten Stichwortgeber gewesen. Der mysteriöse Notizbucheintrag In Sachen Wilson habe sie mit Libby dreimal klandestin konferiert, schreibt Miller. Sie habe ihm zugesagt, seine "längliche und scharfe Kritik" an Wilson nicht als "Regierungskreise" zu zitieren, sondern ihn noch stärker zu tarnen als sonst, als "Ex-Kongressmitarbeiter" - was den Verdacht vom Weißen Haus ablenken sollte. "Das zeigt, welch unehrliches Spiel Reporter spielen können", schreibt Corn. Man erhalte den Eindruck, Miller sei selbst "gierig" darauf gewesen, den Bush-Kritiker zu diskreditieren, weil auch sie die WMD-Legende "hochgejubelt" hat. Auch Millers nach dem Treffen mit Libby getätigter Notizblock-Eintrag "Valerie Flame" - inklusive falscher Schreibweise - lässt Fragen offen: Keine Ahnung, woher der komme, habe die ansonsten von Gedächtnisverlust unbetroffene Reporterin dem Staatsanwalt gesagt. "Ich glaubte", schrieb Miller nun in der "Times", "dass die Information von einer anderen Quelle kam, an die ich mich nicht erinnern konnte." Eine Quelle, fügt das renommierte Medienmagazin "Columbia Journalism Review" spöttisch hinzu, "zu deren Schutz sie ins Gefängnis gewandert sein will". Das allerdings sei "so unglaubhaft, als würden Woodward und Bernstein sich nicht mehr erinnern, wer 'Deep Throat' war", wütet die Kolumnistin Arianna Huffington in Anspielung auf die Watergate-Helden. "Es ist unvorstellbar, dass Miller nicht wusste, was da Sache war." Die Redaktion selbst - der die groteske Aufgabe zufiel, über eine Kollegin zu schreiben, die die Aussage verweigerte - fand sich in einer Twilight Zone wieder. "Reporter der Zeitung versuchten wochenlang, die Identität der Quelle Millers herauszufinden", schrieb das Rechercheteam. "Selbst als die Reporter es von außen erfuhren, nannte die 'Times' Libbys Namen nicht." Besonders absurd: Times-Chefredakteur kannte Millers Quelle von Anfang an - ließ seine Redaktion jedoch darüber im Unklaren. Frustiert stellten die Redakteure jetzt fest: "Die ganze Zeit wusste Keller ihn (den Namen), weigerte sich aber, ihn den eigenen Reportern zu sagen." Kollegen verweigerten Zusammenarbeit Millers Renitenz überrascht kaum jemanden. Douglas Frantz, einst Leiter der investigativen Abteilung der "Times", erinnert sich an seine erste Begegnung mit der Starschreiberin. Sie habe sich "Miss Amoklauf" genannt, denn: "Ich kann machen, was ich will." Oder, so schrieb die "Times" jetzt selbst: Sie sei "eine entzweiende Figur" gewesen, und "Kollegen verweigerten die Zusammenarbeit mit ihr". Etwa Craig Pyes, der mit ihr eine Serie über al-Qaida recherchierte: Miller habe sich von der Regierung kritiklos "Falschheiten" diktieren lassen, klagte er in einem Memo an seine Chefs. "Ihre Aktionen bedrohen die Integrität des Vorhabens und aller, die mit ihr arbeiten." ... Link |
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