Beinahe hätte Michael Moore darauf verzichtet, George W. Bush "Shame on you!" zuzurufen, gestand der Filmemacher wenige Tage nach seinem spektakulären Auftritt bei der Oscar-Verleihung. Eine filmische Abrechnung mit dem US-Präsidenten, in der die Verbindungen zwischen Bush und Osama Bin Laden aufgedeckt werden sollen, ist bereits in Arbeit.
New York - Einfacher wäre es gewesen, "die Liebe einfach aufzusaugen", erklärte Moore vor rund 1000 Studenten an der Universität Rochester im US-Bundesstaat New York am Mittwoch. Der Gedanke sei ihm kurzzeitig schon in den Sinn gekommen. Aber dann habe die andere Stimme in seinem Kopf gesagt: "Nein, du hast eine Verantwortung. Da sterben Menschen und sie sterben auch in deinem Namen."
Am vergangenen Sonntag hatte der Satiriker und Filmemacher ("Stupid White Men") seinen ersten Oscar für die Anti-Waffenlobby-Dokumentation "Bowling For Columbine" gewonnen. Seine Dankesrede hatte er für harsche Kritik an der US-amerikanischen Irak-Politik genutzt. Ähnlich wie das teils jubelnde, teils buhende Publikum in Hollywood reagierten auch die Studenten in Rochester. Vor dem Hörsaal der Universität protestierten die Kriegsgegner, während andere gegen Moore selbst demonstrierten. "Shame on you, Moore" stand auf einem ihrer Schilder.
Seine flammende Rede bei der Oscar-Verleihung ("Shame on you, Mr. Bush") sei teilweise durch die Recherche für sein nächstes regierungskritisches Film-Projekt motiviert gewesen, sagte Moore. Einen Geldgeber für "Fahrenheit 911", eine Dokumentation, die sich mit den Ereignissen in Amerika nach dem 11. September 2001 beschäftigt, habe er direkt im Anschluss an die Oscar-Verleihung gefunden. Icon, die Produktionsfirma von Mel Gibson, der eigentlich als eher konservativ gilt, wird Moores neuen Film finanzieren.
Mit "Fahrenheit 911" will Moore außerdem angebliche geschäftliche und private Verbindungen zwischen den Familien von George W. Bush und Osama Bin Laden aufdecken. "Bush senior hielt seine Kontakte zu Bin Ladens Familie noch zwei Monate nach dem 11. September aufrecht ", behauptet Michael Moore. Rechtzeitig zu den Präsidentschaftswahlen im Herbst soll das neue Werk erscheinen.